Bald in Hamburg – ein BDSM-Museum

Hey, cool, dachte ich, als ich das erste Mal las: BDSM-Museum. Nein, noch gibt es das nicht, aber bald. In Hamburg, klar. Aber Hamburg ist ja immer eine Reise wert, wie ich finde.

Da ich neugierig bin, habe ich gleich mal nachgefragt, um was es da geht und wie die Gründer sich das vorstellen.

Die Aussage „ich gründe ein Museum“ habe ich bisher nur von Sammlern gehört, deren Räume platzen vor Ausstellungsstücken. Dann habe ich von euch gehört – zwei Leute, Solea und Janus. Keine Sammlung im Keller. Oder doch?

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Museum für BDSM zu gründen?

Das war im August 2020 als wir die Stammtische und tollen Leute vermisst haben mit denen man sich sonst über BDSM austauscht. Da fiel uns auf, dass es nicht so richtig einen neutralen Ort gibt an dem man sich als nicht BDSM Affiner über das Thema bilden und ihm begegnen kann. Einen Stammtisch oder eine Party zu besuchen ist ja selbst für viele die sich deutlich für BDSM interessieren erstmal eine Überwindung. Ach und da war dann noch das Penismuseum in Reykjavik von dem Janus enttäuscht war, weil es mehr Touristenattraktion als Bildungsort war. Eine verpasste Gelegenheit. Das wollen wir im Museum über BDSM anders machen.

Ich war schon in mehreren Sex-Museen, in Amsterdam natürlich, aber auch in Miami. Das ist eine witzige Abwechslung, nicht unbedingt zur Rubrik ‚Bildung im Urlaub‘ gehörend. Aber es gibt natürlich Exponate, über die man staunen kann und die mir einen Eindruck vermitteln von Menschen, die diese Exponate herstellten oder sie verwendeten. Bei BDSM denke ich zwar auch an handfeste Exponate wie Paddle oder Flogger, aber viel mehr an das, was im Kopf passiert: Demütigung, das Spiel mit der Scham, die Hingabe, Unterwerfung … all diese kleinen Gesten, die so viel mehr ausdrücken als das Knallen der Peitsche es jemals könnte. Wie wollt ihr das darstellen?

Im Prostituiertenmuseum in Amsterdam erinnere ich mich an das Dominastudiozimmer mit Spielzeug, Käfig und Zelle, Fesseln und Sexschaukel. Gezeigt wird womit Kunden hier ihre Fantasien erfüllt bekamen als es noch in Betrieb war. Die Stimme im Audioguide erklärt wie viel Geld man mit SM Fantasien verdienen kann, obwohl man noch nicht mal Sex mit den Kunden haben musste. Die gleichen Gesten und Handlungen, die gleichen Spielzeuge und Gegenstände wie teilweise in den Schlafzimmern in Deutschland. Das Gefühl ist ein anderes. Wir möchten das Innenleben zeigen. Zeigen was die Hingabe, Schmerz oder Kontrollverlust im Spiel bedeuten kann, was daran jemanden erfüllt.

Wir wollen unter die Oberfläche der Optik gehen und zeigen, dass das Bedürfnis nach sexueller Stimulation so universell ist, wie das Bedürfnis zu essen. BDSM beschäftigt sich im übertragenen Sinne mit einer möglichen Art Speisen zuzubereiten und zu genießen. Und heute wissen wir besser als noch vor 20-40 Jahren wie man diese Speise gesund zubereitet. Ob es am Ende köstlich oder schwer verdaulich wird liegt an der Zubereitung, aber auch am eigenen Geschmack. Wir wollen zeigen, dass unsere Gesellschaft gelernt hat das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung ernst zu nehmen und dass es bei verschiedenen Praktiken heute nur eine Frage des Geschmacks ist und dank Sicherheitsstandards nicht mehr hauptsächlich der Sicherheit. Also vermitteln wir BDSM als die Geschichte von Menschen die in ihrer Suche nach sexueller Selbstbestimmung eigene Rezepte und Konzepte ausprobieren und darin Erfüllung finden.

Genau hier sehe ich das Problem. Du vergleichst BDSM mit Essen. Wie kann man den Geschmack, die Haptik, den Geruch weitergeben oder überhaupt die Sinne ansprechen in einem Museum? Dort wird in der Regel nur das Sehen bedient, eventuell noch das Hören. Doch gerade das Fühlen, das im BDSM einen wichtigen Anteil hat, nicht. Auch nicht die Gefühle, die in mir entstehen, wenn ich auf die Knie gehe oder ein Halsband anlege. Wie wollt ihr das einem Menschen nahebringen?

Da kann man kreativ werden: Material wie Latex, Metall, Leder, Seile, Holz und co. kann man auf einem Tisch ausbreiten und fühlen lassen, einen Flogger zum Anfassen in die Hand geben und auf einen Polster ausprobieren lassen. Vielleicht schaffen wir es zur Eröffnung auch eine Geruchsbox für Latex und Gummi, Jute und Hanf, Holz, Leder und ähnliches aufzustellen. Kleine Hörstücke oder Audioausschnitte und Bilder die mehr sagen als tausend Worte, aber eben auch Texte in die man hineinfühlen und darüber reflektieren kann. Die Gefühle, die BDSM hervorrufen kann man erst vermitteln, wen Akzeptanz besteht, dass Menschen unterschiedlich sind und gleiche Situationen anders wahrnehmen.

Um das alles hinzubekommen, braucht es sicher eine Menge Helfer und vermutlich auch Geld. Kann man helfen? Wer kann helfen und wie? Gibt es ein Spendenkonto oder eine Aktion wie z.B. Crowdfunding?

Crowdfunding lebt von Vorschussgeld gegen Leistung. Als non-Profit können wir leider nur eingeschränkt T-Shirts, Kaffeetassen etc. verkaufen. Wir verfolgen ja primär einen ideellen Zweck. Wir arbeiten aber an möglichen Aktionen.

Im Moment opfern wir unentgeltlich unsere Zeit und Energie für das Projekt. Spenden verwenden wir aus Grundsatz nur für die Ausstellung, Miete und Nebenkosten. Und dort wird jeder Euro auch gebraucht. Wir wollen mit Eintrittspreisen, Führungen und Audioguides, Sonderausstellungen, Vorträgen und Workshops oder auch explizit so gewidmete Spenden irgendwann unsere Arbeitszeit auch vergüten, wenn Miete und alle anderen Kosten gedeckt sind. Jetzt brauchen wir aber vor allem finanzielle Hilfe für die Ausstellung und Miete.

So ein Projekt ist schon eine Menge Arbeit und wir können viel Hilfe gebrauchen. Gerade besondere Ausstellungsstücke, passende Texte und eine einladende Aufmachung benötigen viel Zeit, Energie und Geld. Eine Woche engagierter Hilfe macht schon viel Unterschied. Aber auch eine 50€ Spende hilft uns, wesentlich mehr Spielraum bei der Miete und Erstellung der Ausstellung zu haben.

Für Spenden an unser Konto:

BDSM-Museum KiPriEdu gemeinnützige UG

DE68100100100980560106

Zweck zB: „Spende Ausstellung/Miete/Allgemein“ Für eine Spendenquittung schreibt uns an

Oder per paypal: https://www.paypal.com/donate an die Mailadresse

donations@bdsm-museum.de 

Ich danke herzlich für das Interview, das ich der Einfachheit halber schriftlich mit Janus vom BDSM-Museum geführt habe.

Ich werde natürlich berichten, wenn es mehr Infos gibt, z.B. über den offiziellen Starttermin, den Ort, die Eintrittspreise und Aktionen.

Konnte ich dich anregen, den Initiatoren deine Hilfe anzubieten?

Du findest das Museum unter dieser Adresse: https://bdsm-museum.de/

Alle Links zu Social Media sind hier zu finden: https://linktr.ee/BDSM_Museum

Jetzt habe ich eine Frage an dich: Was denkst du über diese Idee? Kann man BDSM in einem Museum den Menschen näherbringen? Würdest du das Museum besuchen, wenn du in Hamburg bist? Meldest du dich, um zu helfen?


Alle Fotos: ©Margaux Navara, aufgenommen im World Erotic Art Museum in Miami Beach

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