In letzter Zeit begegneten mir mehrere Beiträge oder Tweets über BDSM und Augenhöhe. Das ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Ich lebe mit meinem Mann in einer BDSM-Beziehung. Und zugleich in einer „normalen“ Beziehung.
Ich muss immer wieder meine Frau stehen, muss Entscheidungen treffen, hatte schon einen Job mit Mitarbeiterführung, muss Handwerker organisieren oder meine Interessen vertreten. Ich bin eine submissive alpha female, wie ich es schon früher formuliert hatte. Ja, ich muss auch manchmal Alpha sein. Bei der Kindererziehung musste ich autoritär sein (wie vermutlich jede Mutter), lasse mich im Alltag nicht von fremden Männern kleinmachen, will teilhaben und mitbestimmen und gleichberechtigt sein.
In unserer (sexuellen) Beziehung ist das anders. Hier gebe ich gerne – sogar von Herzen gerne – mein Mitspracherecht ab, unterwerfe mich dem Willen meines Mannes, lasse mich schlagen oder fesseln, überlasse ihm die Herrschaft über meinen Körper und – noch besser – sogar über meinen Geist, lege vertrauensvoll meinen Körper und meine Seele voll und ganz in seine Hände.
Augenhöhe in einer BDSM-Beziehung ist anders. Nein, die Abgrenzung ist nicht nicht so scharf, wie es nach dem eben geschriebenen scheint. Die Grenzen verwischen, aber nur intern, innerhalb unserer Beziehung. Ich bin keinem anderen Menschen gegenüber unterwürfig, devot. Allen anderen außer meinem Mann begegne ich auf Augenhöhe oder sogar manchmal mit dem Blick von oben, mit dem Recht, sie herumzukommandieren, zu bestimmen.
Im BDSM-Bereich aber … in unserer Beziehung also
- ist Augenhöhe, wenn ich auf sehr hohen Absätzen, vielleicht noch mit Fesseln und einer Spreizstange, vor ihm stehe, weil er es so will und er mir tief in die Augen schauen kann, ehe er mich dazu zwingt, vor ihm auf die Knie zu gehen
- ist Augenhöhe, wenn er sich bis zum Boden herabbeugt und mir in die Augen schaut, während ich mit hochgerecktem, nackten und knallrotem, heißem Arsch daliege und er mir sagt, dass ich noch fünf oder ein Dutzend Schläge mehr vertrage
- ist Augenhöhe, wenn er meinen Kopf, den einzigen Körperteil, den ich noch bewegen kann, nach hinten dreht, mich zwingt, ihn anzuschauen, und mich fragt, ob es mir gutgeht, ehe er den Gürtel fest um die Faust schlingt.
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