BDSM für Anfänger: Interview mit Magistus, dem Fotografen

Eine Leserfrage, die bei mir und anderen BDSM-Autoren und -Bloggern immer wieder auftaucht, ist diese: Wie fange ich es an? Dahinter stecken so viele mehr: Wie komme ich in die Szene? Wie lerne ich jemanden kennen, mit dem ich BDSM leben kann? Wie finde ich meinen Kink? Oder auch: Wie sage ich es meinem Partner?
Auf alle diese Fragen gibt es vermutlich so viele Antworten, wie es Fragende gibt. Leider aber nicht „das eine“ Rezept, die eine Vorgehensweise, die immer den gewünschten Erfolg hat. Ich habe in vielen Gesprächen inzwischen alle Variationen gehört von beiden Ehepartnern, die endlich das tun, was sie glücklich macht bis hin zu Trennungen und der darauffolgenden Suche nach neuen Erlebnissen; von Singles, die lieber einsam bleiben und sich ganz zurückziehen bis zu denen, die ganz in der Szene aufgehen und alles ausprobieren, was sich vor ihrer Peitsche nicht herauswinden kann.
Ich habe auch nicht DIE Antwort. Aber ich möchte euch ein paar Tipps geben, wie man es angehen kann. Manche mögen ungewöhnlich sein, andere sind so normal, dass ich mit allen Reaktionen von „kenn ich längst“ bis hin zu „Wow, ein neuer Weg!“ rechne. Das ist egal. Irgendjemand wird den Weg einschreiten, ihn ausprobieren, hoffentlich für gut befinden und danach einen kleinen Schritt weiter sein in Richtung seiner sexuellen Erfüllung. Wobei Sex ja nicht alles ist, auch oder erst recht nicht bei BDSM. Es geht so viel tiefer…
Die Beiträge hierzu werdet ihr unter der Kategorie „Anfänger“ finden, vielleicht auch bald unter einer eigenen Seite. Mal sehen.

Ich beginne mit einer Seite, die ich im Internet gefunden habe. Ein Fotograf.
Wenn ihr euch jetzt fragt, was das für einen Anfänger bringen soll, dann erkläre ich es gerne:
Dieser Fotograf macht auch Bilder von Bondage- oder BDSM-Sessions. Schöne, ästhetische Bilder.

Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, wie sie dir helfen können: Du kannst dich als Model melden und von dir Bilder machen lassen. Du kannst sie anschauen und dich an ihnen erfreuen und von deiner nächsten Session träumen. Du kannst sie als Anregung benutzen, wie du selbst schöne, ästhetische Bilder machen kannst.
Mein Vorschlag für diejenigen, die BDSM in einer Partnerschaft ausprobieren wollen, sich aber nicht trauen, es zu sagen: Mache Fotos. Bitte deine Partnerin/deinen Partner doch einmal mit einer Augenmaske zu posieren. Oder mit den Händen hinter dem Kopf. Darfst du die Hände zusammenbinden? Ist sie/er bereit, sich dafür vor die Wand zu stellen und sich vorzustellen, an einem Andreaskreuz zu stehen? Darfst du sie/ihn an das Treppengeländer fesseln für das nächste Foto? Wie wäre es mit einem Hintern, auf dem genau ein Handabdruck ist?
Ich hoffe, dir fallen je nach dem, was dich anmacht, weitere Ideen ein. Rotes Kerzenwachs auf weißer Haut. Eine Gerte in der Hand, spielerisch zum Schlag erhoben. Eine Wäscheklammer an der Brust. Handschellen über den heißen Stilettos …

Die weniger Mutigen können sich auch einfach nur mit ihrem Partner die Bilder anschauen und dezent auf die hinweisen, die ihren Fantasien am nächsten kommen.

Und für die ganz Mutigen folgt ein Hinweis gegen Ende des Interviews, das ich mit Magistus, dem Fotografen gemacht habe.

So jetzt lest aber selbst, wie es Magistus mit seinen Fotos und Models hält und schaut danach unbedingt auf seine Seite! Den Link findet ihr ganz am Ende.


Magistus, ich habe dich im Internet gefunden und war sofort begeistert von deinen Fotos. Nicht nur die erotischen Fotografien, sondern vor allem diejenigen, die mit Bondage, Fetischen oder BDSM überhaupt zu tun haben. Nackte Frauen mit Fesseln, Handschellen oder Halsbändern sprechen mich und sicher auch meine Leser an.
Deine Fotos sehen in meinen Augen sehr professionell aus. Du sagst, du betreibst das Fotografieren nur als Hobby. Warum?
Na ja, „nur Hobby“ klingt immer so wenig – ich denke, dass so mancher Hobby-Fotograf kreativere Fotos macht als der ein oder andere Berufsfotograf. Ich habe einen stressigen Beruf, da möchte ich mit meinem Hobby kein Geld verdienen. Das würde in der Regel bedeuten, dass ich nicht mehr die Bilder so machen kann, wie ich es möchte, schließlich müsste ich mich auch nach dem Kunden richten.

Eine Besonderheit scheint mir zu sein, dass du viele verschiedene Frauen fotografierst, die ganz eigene Charaktere haben und sich wohltuend von den üblichen Barbie-Püppchen abheben. Woher bekommst du deine Models?
Der weitaus größte Teil meiner Models habe ich über die Model-Kartei.de gefunden. Natürlich baut sich dann über die Zeit ein Netzwerk auf, über welches sich Models auch über Social Media und persönlicher Empfehlungen finden lassen.
Eigentlich nie finde ich Models einfach auf der Straße, in der Regel haben die von mir fotografierten Frauen schon einen Bezug zum Modeln, betrachten das Modeln in aller Regel aber auch eher als Hobby.

Muss man jung und außerordentlich hübsch sein, um von dir fotografiert zu werden oder darf es auch ein Körper sein, der keine Modelmaße hat?
Auch wenn sich das sehr oberflächlich anhört – das Model sollte schon meinem Bild entsprechen, welches ich beim Shoot umsetzen möchte. Das sind bei mir in der Regel doch eher schlankere Models. Wobei schlank hier jetzt nicht einen „Highfashion-Laufsteg-BMI“ meint. Zu allererst muss mir aber der „Typ“ gefallen, da bin ich nicht wirklich festgelegt – sprich ob mit oder ohne Tattoos, mit oder ohne Piercings oder Body-Mods – relevant ist, ob ich das Model interessant finde.

Ich könnte mir vorstellen, dass es Frauen gibt, die sich zwar fotografieren lassen wollen, aber ihr Gesicht nicht zeigen wollen. Was sagst du dazu?
Ja, speziell bei Akt-Bilder und Fetisch-Bildern gibt es das immer wieder und ist für mich wirklich ein Hindernis, was eine gemeinsame Zusammenarbeit angeht. Ich kann den Wunsch natürlich absolut nachvollziehen, das Gesicht und die Augen spiegeln aber einfach sehr viel Emotion wieder und können ein Bild von der Stimmung unheimlich beeinflussen. Deshalb ist es mir persönlich sehr wichtig, dass ich das Gesicht mit auf dem Bild habe.
Nur sehr selten lasse ich mich deshalb darauf ein, Shoots ohne Gesicht zu machen, dann in der Regel mit einer ansprechenden Maske. Aus oben genannten Gründe kommt das aber eher selten vor.
Was absolut überhaupt nicht geht, sind Bilder, bei denen im Nachhinein die Gesichter per Bildbearbeitung „zensiert“ werden.

Sind deine Models für die BDSM-Fotos auch „echte“ BDSMler? Musst du sie überreden? Sprecht ihr vor dem Shooting über Grenzen oder vereinbart womöglich ein Safeword?
Das ist ganz unterschiedlich, viele der Models sind nicht wirklich aktive BDSMler. Es ist für meine Bilder aber auch nicht unbedingt notwendig selbst auf BDSM zu stehen, da meine Bilder keine Dokumentationen und inszenierte Szenen sind. Natürlich kann es trotzdem helfen, wenn man selbst in der Szene unterwegs ist, um manche Bilder „authentischer“ darzustellen.
Überredet wird bei mir aber grundsätzlich nicht – schon vor dem Shoot werden die Bildideen mit dem Model abgesprochen. Sollten bestimmte Bereiche oder Ideen nicht passen, suche ich für die Idee ein anderes Model und überlege mit dem aktuellen Model andere Szenen, die für uns beide passen.
Ein Safeword wird deshalb auch eher nicht vereinbart, weil die Bilder zwar vielleicht mal kritischer aussehen, das meiste davon aber eher Kopfkino ist. In der Realität ist dabei sehr viel gestellt und weit aus unspektakulärer als es aussieht. Sollten es doch mal etwas kritischere Sets sein, stimmen wir uns aber natürlich vorher ab.

BDSM ist für mich eine Sache, die großes Vertrauen erfordert. Noch mehr, wenn ich mich dabei zeige. Wenn ich nämlich abtauche, achte ich nicht mehr auf meinen Körper, auf die Haltung, den Blick. Vielleicht läuft mir Spucke aus dem Mund oder ich weine, verziehe das Gesicht vor Schmerzen oder Lust oder die Haare stehen kreuz und quer ab. Seile können auch Speckfältchen zaubern, wo keine sind oder eine Brust abquetschen. Wie reagieren deine Models darauf und wie schaffst du es, dass sie nicht ständig daran denken, wie das wohl auf deinen Fotos aussehen wird?
Das bedarf natürlich gegenseitigen Vertrauens! Ein Teil meines Jobs ist aber selbstverständlich, das Model möglichst schön, ästhetisch und vorteilhaft zu inszenieren und abzubilden. Im Gegensatz zu echten BDSM-Sessions kann man bei meinen Shoots natürlich schon steuern, was vorteilhaft aussieht. Gegebenenfalls hilft auch einfach eine andere Perspektive oder ein Schatten an der richtigen Stelle.
Viele der von dir beschriebenen Emotionen sind aber natürlich auch wunderbar für tolle, in den Bann ziehende Bilder, also durchaus gewünscht.
Zudem bekommen die Models die zur Veröffentlichung angedachten Bilder im Vorfeld zur Ansicht und haben eine Einspruchsmöglichkeit. So haben Sie die Sicherheit, dass nichts veröffentlicht wird, was für Sie unvorteilhaft ist oder ihnen nicht gefällt.

Machst du das Bondage selbst?
Einfache Schnürungen mache ich selbst, sobald es aber aufwändiger wird oder gegebenenfalls sogar gesundheitlich relevant für das Model werden könnte (z.B. bei Hänge-Bondages) arbeite ich mit erfahrenen Riggern zusammen, die wissen was sie tun.
Dann habe ich auch die Möglichkeit noch ein paar coole Making-Ofs vom Entstehen der oft großartigen Bondages zu machen.

Und eine ganz wichtige Frage noch: Können sich Frauen bei dir als Model bewerben? Welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Kosten deine „Dienste“ Geld? Dürfen sie die Bilder mitnehmen?
Ja, klar, sehr gerne können Sie Models bei mir bewerben. Infos dazu gibt es bei mir im Blog: https://blog.magistus.de/modelle/
Kosten an sich fallen keine an, ich shoote in aller Regel auf TfP-Basis, sprich Model und ich als Fotograf investieren unsere Zeit und bekommen dann beide die Bilder aus dem Shoot, welche wir für nichtkommerzielle Zwecke verwenden dürfen.
Die Bilder bekommen die Models ca. eine Woche nach dem Shoot per Download zur Verfügung gestellt, da ich diese erst sortieren und bewerten möchte.

Zuletzt: Ist BDSM für dich nur interessant hinter der Kamera oder bist du selbst BDSMler? Dom, Sub, Switcher? Mit einem oder mehreren festen Partnern oder solo? Was bedeutet BDSM für dich? Nur eine Art, seinen Sex aufregender zu gestalten oder eine Lebensphilosophie?
Gute Frage! Ich bin im Privaten kein aktiver BDSMler – aber davon in jedem Fall sehr fasziniert, sowohl was die Szene, die Lebensphilosophie als auch die sexuellen Aspekte angeht. Ich glaube diese Faszination drückt sich auch in meinen Bildern aus.

Ich danke Dir, Magistus, für das Interview und wünsche Dir noch viele tolle Sessions mit so wunderbaren Bildern, wie sie jetzt schon auf Deiner Seite zu sehen sind! Mich hast Du auf jeden Fall als Dauerbesucherin gewonnen!

Hier geht es zum Blog von Magistus

Wie wäre es mit einem Buch, in dem eine Frau zum ersten Mal mit BDSM in Berührung kommt? Schaut mal dieses an: Eine Affäre in Berlin

3 Gedanken zu “BDSM für Anfänger: Interview mit Magistus, dem Fotografen

  1. Pingback: Ein Bild - und der Film beginnt im Kopf - Margaux Navara

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