Wer mir schon länger folgt, weiß, dass ich Seile liebe …
Das Gefühl auf der Haut ist unvergleichlich, doch noch viel mehr geht es um das Gebundensein.
Ich bin ein Kopfmensch, auch wenn ich das nicht gerne bin. Aber das führt dazu, dass ich über alles nachdenken muss. Mein Denken lässt sich nicht abstellen. Egal, um was es geht, ich bin ständig am Analysieren, Planen, auch Kritisieren (und oft genug mich selbst). Es führt zum Beispiel dazu, dass ich ständig über mein Aussehen nachdenke, darüber, wie ich jetzt auf meinen Partner wirke, was er jetzt wohl von mir denkt, ob das alles so in Ordnung ist, ob ich ihm falsche Signale sende, ob er das Gefühl hat, ich verlange zu viel … Das und tausend Dinge mehr gehen mir durch den Kopf. Ja, auch beim Sex.
Vielleicht bin ich deshalb so begeistert von BDSM, weil ich nur in unseren Szenen endlich mein Denken abschalten kann. Manchmal durch Schmerz.
Manchmal auch durch das Gebundensein. So wie mit solchen Seilen.
Irgendetwas stellen diese Seile mit mir an. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, vielleicht auch, weil ich nicht darüber nachdenke, wenn es so weit ist. Ich verwende häufig in meinen Büchern die Formulierung, dass es im Hirn Klick macht. Weil ich es so empfinde. Da wird ein Schalter umgelegt, der das Denken abschaltet. Ja, ein bisschen wie eine Lampe. Natürlich bin ich deshalb kein tumbes Stück Fleisch, natürlich denke ich noch, aber vorwiegend fühle ich. Ich bin im Moment, nicht in der Planung der Zukunft. Ich bin ganz da, bin ganz ich, fokussiert auf das, was geschieht.
Deshalb sind Seile für mich etwas so wunderbares. Dabei muss es gar kein Shibari sein, es genügt ein festes Seil, mehrere Knoten. Mein Mann ist da sehr kreativ, und ich überlasse mich ihm voll und ganz. Ich weiß, dass er auf mich achtgeben wird, dass er meine Sicherheit im Auge behält, dass er meine Durchblutung prüft, auch das ist ein Grund, dass ich mich fallen lassen kann.
Er benutzt gerne Baumwollseile wie dieses hier, auch weil er der Ansicht ist, dass rot mir gut steht. Wir haben aber auch Hanf- und Juteseile in unserem Repertoire, genauso wie wir schon mit diversen Seilen aus dem Baumarkt experimentiert haben. Nicht alle sind geeignet, aber das muss jeder für sich ausprobieren. Der Vorteil (den manche als Nachteile ansehen) von Baumwollseilen ist, dass sie sich nie so zuziehen können, dass sie nicht mehr zu öffnen sind. Sie sind dehnbar, schmiegen sich wunderbar an, sind weich.
Manchmal wünsche ich mir (nun ja, ich bekomme es nur dann, wenn er es sich wünscht), dass ich in die härteren, raueren Seile geknüpft werde, weil ich das Gefühl ebenfalls mag.
Ach ja, Baumwollseile hinterlassen nicht so tiefe Spuren wie Hanf oder Jute. Das mag dem einen als vorteilhaft erscheinen (wenn man am anderen Tag arbeiten gehen muss), ich habe nichts dagegen, sondern sonne mich, wie viele Subs, die ich kenne, in den Malen auf der Haut, weil sie die Erinnerung noch intensiver machen.
Übrigens lässt die Baumwollvariante sich waschen, was auch praktisch ist. Immerhin sind bei den Spielen immer irgendwelche Körperflüssigkeiten mit dabei …
Ich schätze mal, dass ich schon häufiger Bondage in meinen Büchern verarbeitet habe, aber ganz besonders natürlich in der Story „Entfesselt“ aus der Reihe Club Cuffs and Whips. Deshalb gibt es daraus auch einen Ausschnitt.
Die Rollenverteilung sagt mir hier mehr zu. Der Mann ist offensichtlich der dominierende Part, die Frau ist nackt und nur mit einem Halsband geschmückt, dessen nach unten gebogene Spitze sich in die Kuhle unter dem Hals schmiegt. Es sieht aus wie ein Schmuckstück und sie trägt es auch so.
Sie hat den Kopf erhoben, nur der Blick ist gesenkt. Der Mann steht hinter ihr und fesselt sie. An der Bewegung ihrer Schultern ist zu erkennen, dass er gerade ihre Ellbogen zusammenzieht, eine rigorose Fesselung, die äußerst unbequem werden kann. Vermute ich. Ich versuche mit aller Kraft, der Versuchung zu widerstehen, ebenfalls die Arme nach hinten zu ziehen und nachzuprüfen, wie es sich anfühlt.
Die Geste, die der Mann nun vollführt, lässt mich erstarren. Er hat die Frau in seine Arme genommen, umschließt ihren Oberkörper, zieht ihren Kopf zurück an seine Schulter. Sie ist ganz nachgiebig, lehnt sich voll an ihn, zeigt keine Angst oder Zurückhaltung. Wie kann sie sich so fallen lassen? Sich einem Mann ergeben, der sie fesselt, vielleicht noch schlägt oder ihr sonstige Schmerzen zufügt? Was nicht zwangsweise passieren muss, aber eben doch kann. Sie könnte sich jedenfalls nicht dagegen wehren.
Zum anderen berührt mich seine Sanftheit. So viel Zuneigung, sogar Liebe, spricht aus dieser Bewegung. Er achtet auf ihre Reaktionen, geht sorgsam mit seinen Seilen um, aber noch viel sorgsamer mit ihr. Erst als er zufrieden ist mit ihrem Zustand, merkt, dass sie sich ihm ganz überlässt, macht er weiter. Das Seil wandert jetzt nach vorne und wird in zwei Schlaufen über und unter ihren Brüsten gelegt und in ihrem Rücken verschnürt. Die roten Seile auf ihrer hellen Haut sind einfach nur schön. Noch zweimal wird das Seil um ihren Oberkörper gelegt, diesmal direkt über ihre Brüste.
Einen Moment wundere ich mich, weil es verdreht wird, was so unordentlich wirkt im Gegensatz zu den säuberlich gelegten Schlaufen bisher. Als er es hinter ihrem Rücken verknotet hat, kommt er nach vorne. Seine Finger packen einen Nippel und mit einem einzigen Griff liegen die verdrehten Seile so um ihre Brustwarzen, dass diese wie von einer Klemme gepackt werden.
Auf ein erstes gedankliches ‚Ah‘ folgt ein erschrecktes Luftanhalten – das muss doch wehtun! Ich stelle mir vor, wie sich das anfühlen könnte. Bestimmt fester als ich es bei mir ausprobiert habe. Ich wünschte, meine Nippel würden so gequetscht! Ich spüre beinahe den Griff, mit dem er die gleiche Handlung auf der anderen Brust wiederholt.
Nach einer gemurmelten Anweisung kniet sie sich mit seiner Hilfe hin. Er geht um sie herum und schiebt seine Schuhe fordernd zwischen ihre Knie, immer weiter vor, bis sie die Beine weit gespreizt hat, Ober- und Unterschenkel aufeinander, und auf ihren Fersen hockt. Ein neues Seil wandert unter dem linken Knöchel hindurch, dann über den Oberschenkel und wird verknotet.
Ich werde durchgeschüttelt von einem Schauder. Ich ahne, wie er weiter verfahren wird und er tut es. Das Seil wird in engen Schlaufen, immer wieder verknotet, über ihr Bein geführt bis zum Knie. Nun kann sie es nicht mehr bewegen und ein wunderschönes Muster zeichnet ihr Bein.
Ich bin nass. Ja, ich bin sicher, dass man es sehen kann, wenn ich mich bewege, da die Feuchtigkeit so üppig ist, dass meine Oberschenkel schon benetzt sind. Ich kann meinen Blick nicht von dem Schauspiel lösen. Das Seil ist wie ein Strudel, der mich anzieht, unhaltbar einsaugt. Ich schaue selbst dann nicht weg, als Martin mich zur Seite schiebt, ein Stück in den Raum hinein. Wenn er mich genauso binden würde, käme kein Protest über meine Lippen. Höchstens ein ekstatisches Stöhnen.