Seit neuestem verfolgt der Haupt-Distributor meiner Romane und Kurzgeschichten eine neue Strategie. Oder sollte man sagen: Ideologie?
In vorauseilendem Gehorsam (in Bezug auf die immer prüder werdenden US-Staaten und die sich möglicherweise verschärfenden Gesetze dort) wird auch heftig unter den Erotik-Veröffentlichungen gesäubert. Nicht, indem man Geschichten über Inzest oder Missbrauch verbietet, oh nein.
Was der Streichwut zum Opfer fällt, sind Cover, auf denen nackte Haut zu sehen ist. Selbst wenn sie von schöner Unterwäsche bedeckt ist, also keine primären Geschlechtsmerkmale wie Vulva oder Penis zeigt, aber auch keine sekundären wie Brüste. (Von Bartwuchs, ebenfalls ein sekundäres Geschlechtsmerkmal, ist bisher noch keine Rede, aber das kann ja noch kommen. – Upps, habe ich jetzt etwa den entscheidenden Hinweis gegeben?)
Weiterhin spricht man von „Elementen“, die ein Buch als erotisch einstufen, auch noch in der Buchbeschreibung und – oh Wunder – auch im Inhalt.
Unter die Räder dieser neuen (nirgends veröffentlichten) Richtlinien sind nun auch einige meiner Veröffentlichungen geraten. Das heißt konkret, dass für die Bücher Unterweisung im Herrenhaus, Offen für die Ehe, Eine Affäre in Berlin sowie die Kurzgeschichten CMNF-Party, Cocktailbar, Entfesselt, Morgenritual und Morgenritual 2 kein „Blick ins Buch“ mehr angezeigt wird. Man kann sich noch eine kostenlose Leseprobe senden lassen, aber vermutlich nur für angemeldete Kunden, die somit als volljährig eingestuft werden.
Wann die letzten Veröffentlichungen, der Sammelband Cuffs and Whips und mein zuletzt erschienener Roman Hot and Dirty durch das Sieb fallen, ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Ich bitte also alle Leser darum, die Leseproben auf meiner Seite Bücher und Kurzgeschichten anzuschauen, dort sind auch alle verlinkt, die ich als Blogbeiträge geschrieben habe.
Ich hoffe auf euer Verständnis,
Margaux
PS: Leider beziehen sich die Restriktionen nicht auf Rechtschreibfehler oder schlechte Grammatik, deshalb kann man immer noch bei vielen Veröffentlichungen die ersten (meist wenigen) Seiten lesen, die nicht nur im Hinblick auf Erotik weit über jedes Maß hinausschießen. Aber dafür bin selbst ich nicht masochistisch genug …
PPS: Es gibt andere Anbieter, die das Format epub verwenden, das sich mit passenden Apps (Adobe usw.) lesen lässt und die (bisher) noch keine Zensur anwenden …
Hot and Dirty, Eine Affäre in Berlin und Cuffs and Whips als Sammelband sind z.B. bei Thalia, ebook, Bücher.de, aber auch Hugendubel und Osiander erhältlich.
Hallo Margaux,
schade, dass du hier auch im Raster verfangen bist. Aber wie du selbst schreibst: es gibt eine Menge an „Werken“, die eigentlich von dieser Richtlinie betroffen sein sollten. Und es greift dann ja wohl auch teils an den richtigen Stellen, denn viele dieser schlecht geschriebenen Machwerke zeichnen sich ja durch andere „Argumente“ auf dem Cover aus.
Hast du die Chance, den Distributor deswegen zu kontaktieren? Ich denke mal, dass hier ein Algorithmus die Arbeit übernommen hat und vielleicht kann man den ja ein wenig tunen …
Hi Mic,
ja, ich habe sie kontaktiert. Bei einer früheren Aktion konnte ich diese rückgängig machen, indem ich die Cover änderte (weshalb jetzt bei den Club-Storys keine schöne Rückansicht mehr zu sehen ist, sondern nur noch „unverfängliche“ Spielzeuge.
Aber diesmal hat der Kontakt nichts gebracht. Dazu müsste ich wohl das Genre ändern – ich fühle mich aber nicht zur Fantasy berufen …
Achte Du also schön darauf, keine anzüglichen Szenen in deine Romane einzubauen – zumindest nicht in den Anfang!
Übrigens trifft es nicht die Verlagsbücher, aber die haben ja auch schon seit Jahren Cover, auf denen nichts zu sehen ist, kein Zentimeter nackte Haut, nur Ornamente oder Früchte oder Blumen.
Na ja. Ich kann ja beim nächsten Mal eine Feige abbilden. Aber wer weiß, vielleicht ist das auch zu symbolbeladen …
In einem Wort: doof!
Ich hatte ja die Hoffnung, dass nach einem besonderen Phänomen der Erotikliteratur die Öffentlichkeit ein wenig lockerer werden würde. Offenbar ist das Gegenteil der Fall… Schade! In jedem Werbespot, Kinofilm und jeder Serie ist mehr zu sehen. Von Computerspielen möchte ich gar nicht sprechen. Da funktionieren die Altersempfehlungen ja auch alle… 😉 Viel Erfolg Dir trotzdem!
Vielen Dank, Anima, für die Wünsche.
Die Öffentlichkeit ist wirklich lockerer geworden (bis auf die ewig gleichen …), aber Ama… macht einen auf extra-prüde. Wie ich schrieb: Vorauseilender Gehorsam. Wenn die nun noch den „falschen“ wählen, wird das Ganze noch andere Ausmaße annehmen.