Eine „normale“ BDSM-Beziehung

 

Ich lebe in einer normalen Beziehung. Ich lebe BDSM. Wie passt das zusammen?

Ich bin eine ganz normale Frau. Ich bin verheiratet. Ich habe Kinder. Ich gehe einkaufen, arbeiten, in Kneipen, ins Kino, zum Arzt, spazieren. Ich trage kein Halsband. Ich zeige keine äußerlichen Anzeichen für meine sexuellen Neigungen. Warum?

Weil ich normal bin. Nur in einer einzigen, nicht meinen gesamten Alltag bestimmenden Sache nicht. Zumindest übe ich in dieser Beziehung nicht die laut Umfragen üblichen oder weitverbreiteten Praktiken aus.

Und weil es sich hierbei nur um einen Teil unserer Beziehung handelt – einen aus meiner Sicht wesentlichen Teil, zugegeben – muss ich nicht den Rest meines Lebens auf diese eine Richtung fixieren, muss ich nicht Zeichen tragen, die jedem Mitmenschen ins Gesicht schreien, was ich im äußerst privaten Umfeld ausschließlich mit meinem Mann zusammen lebe.

Ich brauche kein Outing. Ich muss nicht darüber reden (zumindest nicht mit Nachbarn oder beim Bäcker). Ich habe Freunde, die Bescheid wissen. Ich habe Kontakt zu Gleichgesinnten, aber ich schreie meine Neigungen nicht in die Welt hinaus.

Diese Entscheidung muss jeder Mensch für sich treffen. Ich möchte mich nicht »outen«. Ich möchte nicht »geoutet« werden. Ich möchte das tun, was mir Spaß macht, ohne es einem anderen aufzudrängen.

Trotzdem wünsche ich mir Toleranz. Nicht nur in Bezug auf meine Ausrichtung, sondern auch auf die Millionen anderer, die eigene Vorstellungen von ihrer Lebensweise haben, die Halsband tragen, sich an einer Leine führen lassen oder ihre Striemen offen zeigen wollen. Wenn es so weit ist, dass diese Toleranz eine Selbstverständlichkeit geworden ist, werde ich vielleicht einen kurzen Rock tragen, um die Zeichen auf meinen Oberschenkeln allen sichtbar zu machen.

Oder auch nicht.

3 Gedanken zu “Eine „normale“ BDSM-Beziehung

      • Absolut ! Ohne Toleranz, Respekt und das richtige Gefühl geht meiner Meinung nach gar nichts. Wir müssen/sollten uns nicht die Menschen passend machen, sondern andere Lebenserfahrungen etc. respektieren und daraus auch manchmal lernen. Dann entstehen auch wirkliche, tiefe Freundschaften !!

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