Eines davon hat mich aber auf jeden Fall wieder zu einer Geschichte inspiriert (wie fast alles, was ich so an neuen Eindrücken sehe. Nicht alle sind aber geeignet, zu Papier gebracht zu werden oder würden allenfalls in andere Genres passen). Diese Tür aber bettelte mich geradezu an: Schreibe eine Geschichte über mich!
Hier ist sie.
Güldenes Haar, Himmel und Hölle
Der Sack über Ellas Kopf ließ so gut wie kein Licht durch. Immer wieder war sie von völliger Dunkelheit umgeben, dann wieder erahnte sie Fackeln. Da sie ihr die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatten, wurde sie in dem Karren wild hin- und hergeschüttelt, so dass sie den Weg, über den man sie fuhr, nicht nachvollziehen konnte, wie sie es sich vorgenommen hatte. Zuletzt hatte sich das Rattern angehört, als führe er über eine hölzerne Brücke, dann über steinernes, unebenes Pflaster. Der Wagen hielt. War sie endlich an ihrem Bestimmungsort?
Sie biss fest die Zähne zusammen. Sie würde sich nicht kampflos ergeben. Auch ihr Leben hatte einen Wert, wenn auch nur einen geringen im Angesicht mancher. Aber sie hatte eines gelernt aus den Worten des Pfarrers: Jeder Mensch hatte nur ein Leben. Verlor man es, wurde man zwar in Himmel oder Hölle weitergeleitet, aber verloren war verloren. Das Versprechen, am jüngsten Tag wieder aufzustehen, empfand sie als zu vage, als dass es sich lohnte, sich daran festzuhalten. Nicht, dass sie das je dem Pfarrer auf die Nase gebunden hätte.
Hände packten ihre Oberarme und zerrten sie aus dem Karren, dann spürte sie das Pflaster unter ihren nackten Füßen. Sie schwankte, die Hände fassten fester zu. Endlich kam der Sack von ihrem Kopf. Ein Gebäude, hoch, höher als sie es bisher gesehen hatte. Fenster, viele Fenster. Ein reicher Mensch musste hier wohnen. Die Männer neben ihr, kaum zu erkennen im schwachen Schein der Fackeln, zerrten sie voran, in Richtung eines angebauten Turmes.

Zwischen Ranken wilden Weins zeigte sich eine Tür, kunstvoll eisenbeschlagen, die von dem Mann zu ihrer Rechten aufgestoßen wurde. Der Gang dahinter war nur von zwei Fackeln beleuchtet. Sie konnte Verputz erkennen, keinen Schmuck, keine Zierde. Eine Treppe führte nach unten.
Ella ließ sich zwischen den Männern hängen, doch auch das nützte nichts, sie wurde einfach angehoben und fand sich schnell in einem weiteren Gang, von dem einzelne Türen abgingen. Eine davon stand offen, ein Schubs in ihrem Rücken und sie war drin. Die zufallende Tür raubte ihr das letzte bisschen Sicht.
Eine vorsichtig tapsende Untersuchung brachte zum Vorschein, dass das Verlies völlig leer war. Sie war alleine.
Alle Versuche, die Fesseln abzustreifen, scheiterten, so dass sie sich endlich auf dem kalten Boden niederließ und den Rücken an die Wand lehnte. Schlafen. Ihre einzige Möglichkeit, Kraft zu tanken.
Sie erwachte von dem Krach des Riegels, der zurückgeschoben wurde. Ah, es war hell, wenn auch weiterhin nur schummrig, da das vergitterte Fenster hoch oben angebracht und kaum größer war als die Bibel in der Kirche.
„Bah, du stinkst!“ Ein Mann war eingetreten. Einige Jahre älter als sie, fein gekleidet, gepflegt. Der Herr des Hauses?
Ella richtete sich mühevoll auf. Ihre Glieder waren steif und es war nicht einfach mit den gefesselten Händen. „Wer seid Ihr?“
„Sei nicht so frech. Eine Dosis Demut würde dir gut anstehen.“
„Ihr habt mich beleidigt. Warum sollte ich da demütig sein?“ War es klug, ihn so zu reizen? Nicht, wenn es nach ihren Eltern ging. Diese hatten sich zeit ihres Lebens bemüht, sie zu Demut zu erziehen, doch diese wollte sich einfach nicht einstellen. Demut brachte kein Essen auf den Tisch.
„Beleidigt, Weib? Wie kann ich jemanden wie dich beleidigen?“ Ein Unterton lag in seiner Stimme, ein Lachen, das kein echtes Lachen war.
„Ihr sagtet, ich stänke.“
„Du stinkst. Das ist keine Beleidigung, sondern eine Feststellung.“
Ella war kurz davor, aufzubrausen. Aber nein, sie wollte es nicht übertreiben. „Das liegt nur daran, dass man mich überfallen, gefesselt, entführt und dann einen Tag lang in einem Ochsenkarren durch die Gegend gezerrt hat. Wie glaubt ihr, soll ein Mensch denn seine Notdurft entrichten, wenn man ihn nicht lässt?“
„Weib, es geht hier nicht um deine Bequemlichkeit. Weißt du, warum du hier bist?“
„Natürlich nicht. Bisher hat kein Mensch mit mir gesprochen außer Euch. Und dann beleidigt Ihr mich auch noch.“
Er schüttelte den Kopf, als wäre er am Ende seiner Geduld. Die Arme, die er jetzt vor der Brust verschränkte, wirkten massig, als würden sie jeden Tag die Axt führen. Dabei brauchte jemand, der so gekleidet war, sicher kein Holz zu spalten.
„Du hast gewildert, wie mir berichtet wurde. In meinem Wald.“
Jetzt kroch doch ein kühler Hauch ihr Rückgrat hinauf. Der Graf Christian zu Stolberg-Wernigerode hatte auch den Forst von Benneckenstein in seinem Besitz. Natürlich wusste sie das. Oft genug hatte ihr Vater ihr damit gedroht, sie werde eines Tages für ihre Wilderei büßen müssen. Aber das Schloss in Wernigerode war eine Tagesreise entfernt, der Graf ließ sich hier so gut wie nie blicken. Bei einer seiner seltenen Jagden blieb Ella dem Wald fern.
Bis auf …
Sie senkte den Blick. Bis auf das eine Mal vor Lichtmess. Da wollte sie unbedingt ein Rebhuhn haben, um ihre Mutter nach der Geburt des achten Kindes zu stärken. Sie wusste, dass bald eine Jagd kommen würde, aber sie war trotzdem losgezogen. Nein, sie war nicht erwischt worden, aber sie war nur sehr knapp davongekommen.
„Ah, sie haben also die Richtige erwischt. Weißt du, dass ich dich dafür töten könnte, Frau?“
Ellas Schultern wurden schwer, sie fühlte sich eisig, durchgefroren von den Zehen bis zu den Haaren. Was würden ihre Eltern tun, wenn sie nicht mehr für sie sorgen würde? Der Vater arbeitete als Tagelöhner, doch nie reichte es aus für ein anständiges Essen. Die drei Geschwister nach ihr waren Mädchen, der Vierte hatte ein krummes Bein, das ihm nur ungelenkes Humpeln erlaubte. Die Jüngeren waren eindeutig zu jung zum Jagen und Fallenlegen und vor allem zu unbedarft, sie würden schneller entdeckt, als sie in den Wald laufen konnten. So schwer es ihr fiel, sie musste betteln. Um ihr Leben und um das ihrer Familie.
Sie ließ sich auf die Knie fallen, dabei verfluchte sie die Fesseln um ihre Handgelenke. Zu gerne hätte sie ihm ihre Hände flehend entgegengereckt. „Herr, bitte seid gnädig. Ich habe eine Familie zu versorgen!“
Ihre Worte hatten nicht die erhoffte Wirkung. Er trat sogar einen Schritt zurück. „Familie? Also hast du einen Mann zuhause? Sind die Bälger, die in der Hütte wohnen, deine?“ Sie meinte, Enttäuschung zu hören, aber das konnte nicht sein.
„Nein Herr, ich habe keinen Mann, sondern bin noch Jungfrau. Die Kinder sind meine Geschwister, die ich ernähren muss, da der Lohn meines Vaters nicht reicht. Er ist alt und schwach, sein Rücken ist krumm und die Füße schmerzen ihn bei jedem Schritt. Ohne mich verhungern sie, Herr Graf. Bitte, ich bitte Euch! Ich flehe Euch an!“
„Du versorgst die Familie? Mit meinem Wild?“
Für einen Moment wusste Ella nicht, was sie darauf antworten sollte. Dann berief sie sich auf die Bibel, auch wenn sie nur wenig davon wusste. „Die Tiere des Waldes gehören doch alle dem lieben Gott. Dieser lässt mir manchmal die Gnade zuteil werden, dass eines von ihnen mir vor die Füße läuft. Es ist fast, als würde er mir eine Gabe senden, Herr.“
„Nun werde nicht auch noch frevlerisch. Gott kümmert sich um alle Menschen, ob arm oder reich, aber er tut es nicht mit weltlichen Gütern. Du hast gewildert. Punkt.“
„Herr, ich …“
„Ich bin kein Mensch, der sinnlos Leben opfert. Deshalb werde ich dich nicht töten lassen. Aber du wirst in Zukunft für mich arbeiten. Hart arbeiten. Tust du das zu meiner Zufriedenheit, wird auch noch ein Lohn dabei herausspringen, mit dem du deine Familie versorgen kannst. Was kannst du?“
Ella wurde schwindlig vor Erleichterung. „Herr, Ihr seid so gütig! Ich danke Euch. Ich werde alles tun, was Ihr wollt, Hauptsache, Ihr lasst meine Familie leben und mich für sie sorgen!“
„Ja, ja, schon gut. Aber ich habe dich gefragt, was du kannst. Welche Fähigkeiten hast du, die dich von anderen abheben?“
Ella schaute ihn zum ersten Mal wieder an. Was meinte er? Fähigkeiten? Sie konnte jagen. Aber es schien nicht der richtige Zeitpunkt, darauf hinzuweisen. Sie schwieg vorsichtshalber. Was sollte sie auch antworten? Ein Huhn oder einen Hasen zuzubereiten, konnte man sicher nicht kochen nennen. Eine Hütte mit gestampftem Boden auszukehren war keine Hausarbeit. Nähen konnte sie nicht, weil sie keinen Stoff hatten außer den Fetzen, die sie am Leib trugen. Andere Fertigkeiten fielen ihr nicht ein.
„Als ich dich im Wald davonlaufen sah, fiel mir vor allem dein Haar ins Auge.“
Ihr Haar? Ja, sie erinnerte sich, es hatte sich aus dem Zopf gelöst bei der Flucht. Wieder schwieg sie lieber, denn sie hatte keine Ahnung, was sie dazu sagen sollte.
„Löse es.“
Aber wie denn? Um ihn auf ihr Problem aufmerksam zu machen, drehte sie ihm den Rücken zu. „Bitte, Herr!“
Sie hörte, wie er sich näherte, spürte seine warmen Finger auf ihrer eisigen Haut. Die Fesseln fielen zu Boden, aber auch ihre Hände. Die Arme waren taub, sie war unfähig, auch nur einen Finger zu krümmen.
Jetzt klang sie ganz kleinlaut, aus lauter Angst, ihn zu erzürnen, weil sie seine Anweisungen nicht befolgte. „Herr, ich kann nicht, meine Hände tun nicht, was ich will.“ Lieber blieb sie mit dem Rücken zu ihm stehen. Was würde er dazu sagen? Was tun?
Wieder fühlte sie seine Hände auf sich, diesmal öffneten sie die Stofffetzen, die ihre Zöpfe zusammenhielten. Langsam löste er einen Zopf, sie spürte nur ab und an, dass seine Knöchel ihren Rücken berührten, erst weit unten an ihrem Hintern, dann immer weiter nach oben, bis seine Finger auf ihren Nacken trafen. Das sandte Gänsehaut über ihren ganzen Körper. Vielleicht war es auch das Kribbeln, das jetzt in ihren Armen begann. Gut, immerhin waren sie noch nicht abgestorben.
Der Graf wiederholte die Prozedur an dem anderen Zopf. Ella hielt ganz still. Was wusste sie über die Eigenheiten von Grafen? Nichts. Wenn es ihm gefiel, ihr Haar zu öffnen, würde sie stillhalten und abwarten.
Endlich hingen ihre Locken frei über den Rücken. Sie ahnte, wie das aussah, die Mutter hatte ebensolche Locken, nur einen Ton dunkler. Ellas waren hellblond, und sie fielen so tief herab, dass sie sich daraufsetzen konnte.
„Wie schaffst du es, dass deine Haare nicht so strähnig und fettig sind wie die der anderen Frauen? Und auch nicht verlaust?“ Der Graf sprach ganz leise, beinahe träumerisch.
„Ich wasche sie jede Woche im Bach.“ Oh je, sie durfte ihn nicht darauf hinweisen, dass sie dafür auch ein wenig Honig verwendete, den sie ja auch ohne seine Erlaubnis dem Wald entnahm.
„Das ist alles?“ Sie hörte den Zweifel in seiner Stimme.
Nein, sie musste ihm die Wahrheit sagen. „Mit etwas Honig.“
„Honig? Wo hast du denn den her?“
„Im Wald gibt es auch wilde Bienenstämme. Im Sommer hole ich mir dort Honig. Meine Großmutter hat mir berichtet, dass Honig gut sei für gesunde Haare. Also zwacke ich mir einen Löffel davon ab. Den Rest bringe ich nach Hause zu den Geschwistern.“ Ja, sie hatte oft ein schlechtes Gewissen deswegen gehabt, aber sie liebte ihre Haare. Das einzig Schöne in ihrem Leben.
„Dann wirst du ab jetzt dafür sorgen, dass auch meine Haare so aussehen wie deine.“
Der Graf packte ihre Haare, wickelte sie um seine Faust und zog sie zu sich heran. „Du wirst nie wieder wildern gehen oder Honig stehlen! Hast du verstanden? Wenn ich dich bei irgendeinem Vergehen erwische, wirst du bestraft, und zwar von mir persönlich.“ Mit einem Ruck ließ er sie los und trat ein paar Schritte zurück. „Jetzt wirst du dich waschen, dann wirst du saubere Kleidung erhalten. Ich erwarte dich in einer Stunde in der Bibliothek, wo du für deine Vergehen büßen musst.“
Ella rief ihm hinterher, so dass er an der Schwelle stehenblieb. „Aber wieso … Büßen? Ich soll doch für Euch arbeiten, Herr!“ Hatte er das nicht gerade gesagt?
„Sicher wirst du für mich arbeiten. Aber du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde dich ungestraft davonkommen lassen?“ Damit verschwand er. Eine Magd, die wohl vor der Tür gewartet haben musste, erschien. Eine große, grobe Frau, die so aussah, als ließe sie keinen aufmüpfigen Blick durchgehen.

Nach einer Zeit voller Demütigungen – Entkleiden, Waschen, noch einmal Waschen und heftiges Schrubben der Haut mit Kernseife, Anprobieren von mehreren Kleidungsstücken, jedoch Verweigerung jeglicher Unterkleidung – stand Ella vor einem mit Schnitzereien übersäten Portal. Die Frau, Martha, wie Ella jetzt wusste, klopfte, öffnete nach Zuruf die Tür und schubste Ella über die Schwelle. Mit dumpfem Ton fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Ella blieb mit offenem Mund stehen. Was für eine Pracht! Wände voller Bibeln in seltsamen Schränken, dann Möbel, wie sie sie noch nie gesehen hatte, Bilder von Menschen und Tieren an den Wänden, Lampen mit Flammen, die nicht rußten, ein riesiges Feuer in einem Kamin, davor ein metallener Schirm, der die Funken zurückhielt, Stühle … mit Polster? So etwas hatte Ella in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen.
Dann erst entdeckte sie den Mann, der hinter einem riesigen Tisch saß und sie beobachtete. Sie knickste unbeholfen. Hätte sie sich auf den Boden werfen müssen vor dem Grafen? Was war richtig, was war falsch? Was konnte ihre Strafe verschlimmern und was konnte sie abwehren? Ella fühlte sich, als sei sie in eine ihr völlig fremde Welt hineingeworfen worden, wie das Mädchen im Märchen, das durch einen Spiegel trat. Hätte ihre Großmutter ihr nicht ihr Spiegelbild im Wassereimer gezeigt, wüsste sie nicht einmal, was ein Spiegel war.
Was sollte sie nur tun? „Herr? Herr Graf? Majestät?“ Es gab nur eine Möglichkeit. Er war der Einzige, der sie anweisen konnte. Und sie wusste nicht einmal, wie sie ihn richtig anreden konnte.
„’Mein Herr‘ genügt als Anrede. Immerhin bist du mein Besitz, nicht wahr? Mit Haut und Haaren.“
„Ja, mein Herr. Das weiß ich, mein Herr.“ Noch immer klopfte ihr Herz bis zum Hals. Sie hatte nicht vergessen, dass er sie strafen wollte. Konnte sie ihn ablenken? „Mein Herr, was tut ihr mit all diesen Bibeln?“
„Bibeln? Welchen Bibeln?“
„Nun ja, dies … sind das denn keine Bibeln?“
„Das sind Bücher. Natürlich ist auch eine Bibel darunter, aber in diesen Büchern stehen ganz andere Dinge als in der Bibel. Sie erklären die Welt, die Natur, die Heiligen und das Wirken Gottes und der Menschen, Himmel und Hölle. Wie heißt du?“
„Ella, mein Herr.“ Seine raschen Themenwechsel überraschten sie immer wieder.
„Ella, wir werden zunächst deine Strafe hinter uns bringen. Danach kannst du mit deiner Arbeit beginnen. Komm hierher, stell dich vor den Tisch und lege die Unterarme darauf.“
Ella tat wie geheißen. Immerhin spürte sie ihre Arme wieder und das Kribbeln war auch vergangen. Bei der ganzen Waschaktion hatte sie nicht einmal Zeit gehabt, wegen der Schmerzen zu klagen oder gar zu weinen. Doch jetzt, bei der Aussicht auf eine unbekannte Strafe, traten ihr Tränen in die Augen. Sie schniefte.
„Was ist los, weinst du etwa? Ich hatte dich anders eingeschätzt, nicht wie eines dieser greinenden Weibsbilder, denen ständig die Tränen aus den Augen stürzen, sobald ich sie nur ansehe.“
„Es tut mir leid, mein Herr. Ich wollte nicht weinen. Ich habe aber schon Angst vor dem, was ihr tun wollt. Werdet ihr mich auspeitschen?“
„Das würde ich zwar gerne tun, aber was nützt du mir, wenn du dich vor Schmerzen nicht mehr rühren kannst? Ein wenig Schmerz muss sein, damit es auch eine Strafe ist. Aber ich werde dich nicht blutig schlagen.“
Sie schluckte. Gut. Das war gut, oder?
Der Graf schlug ihren Rock über den Rücken und entblößte ihren Unterleib. Ella schnappte nach Luft. Was …? Oh lieber Herrgott, er würde sie so schlagen, wie ihr Vater es manchmal bei den Brüdern tat. Mit der Hand auf den blanken Hintern.
Aber nein, der Schlag, der sie traf, kam nicht von einer Hand. Dazu schmerzte er zu arg. Ella konnte vor Schreck nicht einmal schreien. Ein zweiter Schlag und sie biss sich auf die Lippen, um ruhig zu bleiben. Er wollte keine greinende Frau, also würde sie nicht greinen. Nein, auf keinen Fall.
Noch ein Schlag und noch einer. Auf ihre Backen, quer darüber, groß genug, dass er auf beide auftraf. Sie wollte nicht wissen, womit er sie schlug, wollte nicht sehen, was er tat. Sie hatte genug damit zu tun, die Schmerzen aufzunehmen und nicht herauszuschreien. War sie doch in die Hölle geraten?
„Stell dich hin. Gerade, die Hände auf die Tischplatte.“ Graf Christian hörte sich an, als habe er eine Hetzjagd hinter sich. Auch ihr Busen hob und senkte sich, als sei sie die ganze Strecke vom Teich nach Hause gerannt, wie sie es manchmal tat. Genauso verschwitzt fühlte sie sich auch, warm überall, feucht überall.
Hände an ihrem Rücken. Nein, in ihren Haaren. Martha hatte ihr kein Haarband gegeben, nur eine Bürste, die sie so oft durch ihre Strähnen gezogen hatte, bis sie wie feines Gespinst über ihren Rücken fielen. Nun wühlten sich die Hände des Grafen durch ihre Haare, wickelten sich die Locken um die Finger, ließen sie wieder fallen, strichen ihr vom Scheitel bis zu den Spitzen, wie man einen Hund streichelte. Seltsamerweise beruhigten die Berührungen sie nicht, denn ihr Atem ging weiter schnell und ungleich. Sie hielt den Mund offen, damit er ihr Keuchen nicht hörte. Sie wusste nicht, ob es ihn stören würde.
Ein Flüstern. „Dreh dich um.“
Sie wandte ihm ihre Vorderseite zu. Er war so viel größer als sie, und sie getraute sich nicht, ihm ins Gesicht zu schauen, also starrte sie auf güldene Knöpfe an seinem Wams. Alles wirkte so edel. Der Graf fasste mit beiden Händen über ihre Schultern und zog die langen Locken nach vorne, bis sie ihr über die Brust fielen.
„Wie Gold. Das würde besser aussehen, wenn du weniger Kleidung tragen würdest. Zieh das aus, Ella.“
„Ja, mein Herr.“ Ella fühlte sich nicht in der Lage, zu widersprechen oder überhaupt eine Regung zu zeigen. Das Streicheln ihres Haarschopfes hatte sie ganz weich gemacht, irgendwie nachgiebig, hatte eine Sehnsucht in ihr entfacht, ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Seltsam, so hatte sie noch nie gefühlt. Die Großmutter hatte oft ihre Haare so gestreichelt und es hatte ihr gefallen, aber noch nie war sie so butterweich dabei geworden. Sie senkte den Blick, als sie endlich nackt vor ihm stand. Seine Beinlinge, die sich eng um seine muskulösen Schenkel und um sein Gemächt spannten, standen merkwürdig ab im Schritt. Als habe er sich etwas dort hineingestopft.
Nein, Dummchen, schalt sie sich. Dort hängt doch das Schwänzchen, wie sie es bei ihren Brüdern gesehen hatte. Er war erwachsen, vermutlich war sein Schwänzchen eben größer als das von Kindern.
Wieder zog er ihr die Haare vom Rücken über die Schultern nach vorne. Es sah beinahe aus wie ein goldenes Kleid. Nur bedeckte es sie nur unvollständig, so schauten die harten Perlen auf ihren Brüsten zwischen den Strähnen hervor. Das schien auch dem Grafen aufzufallen, denn er ließ einen Finger durch ihre Locken gleiten, um diese Lücke zu erweitern. Die Berührung an den Perlen brachte etwas in ihr zum Summen und verstärkte die Wärme.
„Hübsch. So schöne Haare habe ich noch nie gesehen. Kennst du das Märchen von Rapunzel? Ich fürchte, ich muss dich in meinem Turm einsperren und nie mehr herauslassen. Wir lassen dein Haar immer länger wachsen, bis es dir bis zu den Füßen reicht.“
„Einsperren, Herr?“
„Du sollst mich ‚mein Herr‘ nennen.“ Die Finger, eben noch so zärtlich, kniffen in die harten Perlen und zogen sie in die Länge. Es schmerzte, aber auf andere Art als die Schläge zuvor. „Ich werde dich noch mehr bestrafen müssen, bis du dir das merken kannst. Beuge dich vor.“
Ella stützte die Hände auf die Knie und machte eine Art Verbeugung vor ihm.
Der Graf nestelte an seinem Beinkleid, öffnete es und entließ sein Schwänzchen. Nein, eindeutig kein Schwänzchen, eher ein Schwanz. Groß und dick, und gar nicht weich wie die ihrer Brüder.
„Weißt du was, Ella, du kannst dich nützlich machen, während ich dich strafe. Nimm ihn in den Mund, verwöhne ihn mit deiner Zunge und den Lippen und ohne Zähne. Vielleicht erlasse ich dir dann deine Strafe. Mal sehen. Aber nur, wenn du keine Zähne einsetzt!“
Auch wenn sie nicht verstand, wozu das gut sein sollte, nahm Ella den Schwanz in den Mund. Er schmeckte ein wenig seltsam, aber nicht schlecht. Er war warm und hart und zugleich weich, so groß, dass er ihren Mund ganz ausfüllte und doch gerade so dick, als wäre ihr Mund dafür geschaffen.
Als der erste Schlag ihren nackten Hintern traf, kratzte sie ein wenig mit den Zähnen über ihn.
„Nun bekommst du noch mehr Strafe. Ohne Zähne, Ella!“
Sie schaffte es, auch wenn es schwerfiel. Seine Schläge, die ihren Hintern und ihren Körper so schön erwärmten, wurden weniger, dafür zuckte er mit den Hüften nach vorne und zurück, so dass sie es kaum schaffte, ihn in ihrem Mund zu halten. Irgendwann hörten die Schläge ganz auf, dafür packte er ihre Haare mit beiden Händen und sorgte so dafür, dass sie seinen Stößen nicht ausweichen konnte. Mit einem Grunzen entließ er etwas in ihren Rachen, das so schmeckte wie er, würzig und herb. Ihr blieb nichts anderes übrig, als es herunterzuschlucken, was sie gerne tat, da sie sowieso Hunger hatte.
Danach wusch sie, immer noch nackt, des Grafen Haare mit Honigwasser. Immer wieder geriet dabei eine Brust in die Nähe seines Mundes, die er dann genüsslich abschleckte, oder ihr nackter Hintern in die Nähe seiner großen starken Hände, die sie dann ordentlich aufwärmten mit Schlägen und Kniffen und Kneten.
Als sie fertig war, war sein Schwanz wieder hart wie zuvor. Diesmal steckte er ihn in die Öffnung, die der liebe Gott dafür vorgesehen hatte, wie er ihr erklärte. Dabei hielt er sie am Zügel, nämlich mit beiden Fäusten fest in ihren Haaren vergraben. Es war himmlisch. Ja, eindeutig, so musste es sich anfühlen, im Himmel zu schweben.
Nachdem sie ihm die Haare ausgekämmt und allen Nissen und Läusen den Garaus gemacht hatte, wusch sie ihm die Haare ein weiteres Mal. Danach war er wieder hart, so dass er noch eine weitere Öffnung einweihen konnte, diesmal die für den Teufel, damit sie auch diese Seite kennenlernte.
Nein, es war keineswegs höllisch, auch wenn es anfangs arg schmerzte. Aber bald schon gewöhnte sie sich daran und wünschte sich, er möge ganz oft den teuflischen Part übernehmen, vorzugsweise nachdem er sie für irgendein Vergehen gestraft hatte.

So lebte Ella fortan im Schloss Wernigerode. Sie sorgte nicht nur dafür, dass die Haare des Grafen immer fein glänzten und frei von Ungeziefer waren, sondern auch für sein seelisches Gleichgewicht und den Ausgleich von Himmel und Hölle, damit sie beide nicht auf das Leben nach dem Tod warten mussten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fickt und schlägt er sie noch heute.
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