Morgensex

Die Uhr zeigt die Zahl fünf vorneweg – zu früh. Es ist Wochenende, wir brauchen nicht um diese Zeit aufzustehen. Ich drehe mich auf die andere Seite, weg von dem Körper, dessen Wärme bis zu mir strahlt. Uns wird meist zu warm, wenn wir zu dicht aneinander kuscheln. Schade, aber unsere Heizsysteme funktionieren konträr. Ich schwitze, er friert. Liegen wir unter einer Decke, beginnt mein Ofen zu glühen, während er erst auf Betriebstemperatur kommt.

Womöglich weckte ihn meine Bewegung, ich höre die Änderung in seiner Atemfrequenz. Auch er schwingt herum und schon bin ich wieder an seine Brust gekuschelt, von den Zehenspitzen bis zu seinem Kinn in meinem Nacken. Wir liegen ruhig in dem Versuch, wieder in den Schlaf zurückzufinden. Das frühe Aufstehen ist uns beiden ein Gräuel.

Sein Arm liegt über meiner Hüfte, die Hand an ihrem gewohnten Platz. Schon immer fasste er meine Brust so, scheint es. Eine Handvoll, wie er oft mit Genugtuung anmerkt.

Ein unwillkürliches Zucken seines Arms quetscht meine Brust. Ein unruhiger Traum? Ist er wieder eingeschlafen? Nein, seine Atmung hört sich immer noch gleichmäßig an, aber nicht mehr mit der Tiefe des Schlafs.

Meine Versuche, die aufkommenden Gedanken an den vor uns liegenden Tag wegzuschieben, scheitern. Das morgendliche Riesenrad hält an und entlädt seine erste Ladung. Anrufe, ein Besuch, einkaufen. Jede Kabine enthält neue Aufgaben, die ich heute erledigen muss, Wochenende hin oder her.

Wegen der Ablenkung dauert es einen Moment, bis ich seine Erektion wahrnehme. Sie nestelt wie selbstverständlich in meiner Pofalte, als gehöre sie dorthin. Meine instinktive Reaktion ist ein Rucken der Hüfte. Eine Einladung, eine Einverständniserklärung.

Wir brauchen kaum Vorspiel, das Berühren der Körper genügt, der Hautkontakt dient nicht mehr nur dem Geben und Nehmen von Wärme, sondern erfüllt jetzt andere Funktionen. Der Tastsinn erwacht und schickt Nachrichten an die für die Ausschüttung von Hormonen zuständigen Organe.

Seine Finger wandern tiefer. Sie testen meine Feuchtigkeit, die sich wie auf Kommando einstellt, eine Tatsache, die mich immer wieder wundert. Er verteilt sie mit den Fingerspitzen auf den Schamlippen, bereitet mich vor. Sein Eindringen wird nur von einem leichten Rucken des Beckens begleitet, wie selbstverständlich fügt sich zusammen, was unverbrüchlich zusammengehört.

Einer zarter Morgenfick, genau richtig, um das Wochenende einzuläuten. Wegen der Löffelchenstellung nicht sehr tief, geradeso an die empfindliche Stelle reichend, gerade genug Reibung erzeugend, um das Level langsam, behutsam anzuheben.

Er wirft die Decken zurück. „Ich will dich sehen!“

Er ist der visuelle Typ. Der Anblick meines Hinterns, die Bewegung einer Brust, schon ein tiefer Ausschnitt reizen ihn. Das Licht reicht eben aus, um Formen zu erkennen, ein wenig Helligkeit durch die Ritze des Rollladens und von der Anzeige des Weckers genügt.

Ich winde mich wohlig auf seinem Schwanz, genieße die langsamen Streiche, sinke beinahe wieder in Schlaf, zumindest eine Art Halbschlaf. Die Penetration gleicht einer dieser Träumereien, wie sie mich morgens überkommen, mehr Fantasie als Traum, Bilder und Handlungen wie aus einem Film, neu zusammengemischt, anregend.

„Oh nein!“

Er zerrt meine Haare brutal zurück, bis sich der Hals in einem schier unmöglichen Winkel nach hinten biegt.

„Oh nein!“ Nicht mehr so scharf wie vorher, mit dem Unterton einer Drohung jetzt. „Du wirst nicht schlafen, während ich dich ficke!“

Den genauen Trigger kann ich nicht benennen. Der Griff, die Worte, der Tonfall. Egal.

Alles ist anders. Das Herz rast, alle Muskeln spannen sich an. Ich rieche ihn, uns, der Duft unserer Erregung steigt in meine weit geöffneten Nüstern. Die Haut übernimmt das Denken, sendet tausend Nachrichten an den Kopf. Die Art, wie seine angespannten Bauchmuskeln auf meinen Hintern drücken, die Spannung in dem Arm, der mich umschlingt, harte Knie, die sich zwischen weiche Schenkel drängen, behaarte Beine, die über die zarte Haut an den Innenseiten reibt. Sein Gewicht drückt mich in die Matratze, sein Körper umschließt mich wie Stahlfesseln.

Das nächste Zustoßen ist kein zarter Streich, sondern ein Aufspießen. Bis zum Anschlag, eine Ramme, die sich in meine nachgiebige Öffnung bohrt. Jetzt ist keine Rede mehr von Feuchtigkeit, jetzt quietscht es vor Nässe, eine Art Selbstschutz, hervorgerufen von langer Gewöhnung.

Er weiß, wie er diese Reaktion auslösen kann. Ich reagiere wie der pawlowsche Hund.

Stört es mich? Oh nein, ich schmelze unter ihm, schmiege mich unter seinen Körper, presse mich an ihn, versuche ihn so weit wie möglich in mich zu ziehen.

Stört es ihn? Quatsch, er hat mich so geformt, so erzogen, so konditioniert.

Wer will schon weichen Morgensex, wenn er einen Fick bekommen kann, der mir bereits vor dem Aufstehen zeigt, was der Tag bringen wird? Ich gehöre ihm, auch heute.

 

6 Gedanken zu “Morgensex

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