Perfekte Schönheit

Es ist warm, wir können draußen spielen.
Mit einem Ratsch reißt er mir das Höschen vom Leib.
Ich erstarre. Mir ist, als würde sogar mein Herz aussetzen, den Atem halte ich an, meine Augen bleiben starr auf die Wand vor mir gerichtet. Ziegelsteine, mit großen Poren, zerbröselter Kitt, der die Steine hervorstehen lässt, als würden sie von einem Zauber gehalten. So wie ich von einem Zauber gehalten werde, von seinem Zauber.
Hinter diesem Gebäude auf dem Bahngelände ist es einsam genug, niemand kommt hierher außer vielleicht einem Landstreicher, aber der Haufen Kartons, an dem wir vorbeigekommen sind, lag verlassen da.
Meine Finger liegen flach auf der Wand, ich zwinge mich dazu, sie nicht hineinzukrallen, sonst brechen meine Nägel ab, die ich mir erst gestern kunstvoll lackiert habe. Ihm ist wichtig, dass ich perfekt gestylt bin. Die Haare müssen in perfekten Wellen über die Schultern fallen, ich soll perfekt geschminkt sein. Natürlich muss mein Körper vorbereitet sein, perfekt enthaart, die Haut seidig, Bräune ohne Streifen.
Ich weiß warum. Er liebt den Kontrast. Meine Schönheit vor dem Verfall dieses Gebäudes, des ganzen Geländes. Meine Perfektion vorher im Kontrast zu der Unordnung nachher, wenn mir das Mascara übers Gesicht läuft, Kratzer und Handabdrücke meine Haut zieren, sein Saft mir die Beine herabläuft.
Dieses spezielle Szenario können wir deshalb nicht so oft erleben, weil erst wieder alles abheilen muss, ich mich über Wochen pflegen muss, um die Perfektion wieder herzustellen. Für eine Nacht voller Leidenschaft und Schmerzen.
Schon klatscht seine Hand auf meinen Hintern, hinterlässt erste Spuren. Noch wird jeder einzelne Finger zu sehen sein, aber bald vermengt sich die Röte, verwischen die Spuren zu einer roten Fläche, die immer größer wird, je weiter er seine Schläge ausdehnt.
Mein Atem geht schnell jetzt, keine Zeit mehr, ihn anzuhalten. Auch mein Herz macht zwar Sprünge und rast mal schneller, mal langsamer, aber es ist keine Rede mehr davon, dass es Aussetzer machen könnte. Jetzt ist alles Bewegung, Action. Nur in den Momenten kehrt Ruhe ein, in denen er genüsslich über meine Rundungen fährt, sein Werk bewundert, meine Reaktionen abschätzt und sich vermutlich fragt, wie viel er mir noch zumuten kann.
Heute ist ein guter Tag, ich weiß, dass ich sehr viel aushalten werde. Ob es die Wärme ist, die Sonnenstrahlen, von denen ich mich heute Mittag zu einem Schläfchen verführen ließ? Mir ist, als hätte ich in mir die Sonne gespeichert, erste Frühlingssonnenstrahlen, die mich in eine Trägheit versetzten, die bis jetzt angehalten hat. Sie sorgt dafür, dass ich heute leichter abdrifte, mich dem Schmerz besser hingeben kann, ihn genauso absorbiere wie die Strahlen am Nachmittag.
Seine Hand dürfte inzwischen genauso brennen wie mein Hintern. Er wechselt zu einem Hilfsmittel, der Gerte. Ihre Schläge sind flächig, aber längst nicht so groß wie seine Hand. Derselbe Schwung wie eben konzentriert sich auf diese kleine Lederfläche. Ein scharfer Schmerz, da er nicht zögert, seine Kraft einzusetzen.
Meine Lust überwiegt heute nicht. Dafür eher eine Art Apathie, die mir zugleich die Sinne schärft. Ich spüre überdeutlich die Wärme, die noch von den Ziegelsteinen ausstrahlt. Eine leichte Unebenheit unter meinem rechten Fuß, die Oberfläche des Pflastersteins. Ich rieche einen Hauch Moder, aber auch den Duft des blühenden Löwenzahns in der Spalte zwischen Mauer und Pflaster. Verschiedene andere Noten ziehen an mir vorbei, nicht alle identifizierbar. Sein Duft, sein Rasierwasser, das ich so oft schon inhaliert habe und das ich unweigerlich mit ihm verbinde. Ich werde nass, wenn ich es an einem anderen rieche, auch wenn mich der Mann, der es trägt, überhaupt nicht interessiert.
Ein Vogel zwitschert noch kurz, dann wird er ruhig. Es wird dunkel, er wird sich an seinen Schlafplatz zurückziehen. In der Ferne fahren Züge, aber dieses Gebäude steht so weit weg von den aktiven Gleisen, dass wir keine Beobachtung zu fürchten haben.
Eine Pause. Wieder streichelt er mich, tritt ganz nah hinter mich, lehnt seinen Oberkörper an mich. Ich liebe es, wenn ich sein Gewicht spüre. Es gibt mir Sicherheit und zugleich die Gewissheit meiner Unterlegenheit. Es liegt an ihm, mich damit zu zerquetschen oder mich damit zu schützen. Ein schöner Gedanke, der mich lächeln lässt.
„Heute gehen wir einen Schritt weiter.“ Er ruckelt mit dem Unterleib, presst für einen kurzen, zu kurzen Moment seine Erektion in meine Spalte, zieht sich dann zurück und kramt erneut in seiner Tasche.
Mir ist egal, was er herausziehen wird. Ich genieße nur. Nicht einmal diese Ankündigung kann mich aus der Ruhe bringen. Der Flogger kreist hinter mir, doch er schmerzt kaum, eher wärmt er die Haut, streichelt beinah. Den muss ich nicht fürchten. Überhaupt nichts muss ich heute fürchten. Ich kann sehr viel nehmen, das weiß ich.
Selbst der Stock ist nicht so schmerzhaft wie sonst, er treibt mich nur tiefer in die Verträumtheit der Szene. Sicher schmerzt er, aber es ist ein guter Schmerz. Sicher treibt er mir Tränen in die Augen, sicher reiße ich den Mund auf ohne zu schreien, aber ich überlasse mich ihm ganz, diesem Schmerz, lasse mich hineinfallen, gebe mich ihm ganz hin.
Sein Körper hinter mir, Wärme und Rauheit, wo der Gürtel an meiner Hüfte kratzt. Auch das Hemd, eben noch kühl und zart, hat sich in Härte verwandelt. Ein Flüstern an meinem Ohr. „Zeig mir, wie sehr du dich hingibst. Lass dich von mir führen. Gib mir all deine Lust und noch mehr.“
Ich nicke. Natürlich tue ich das. Ganz und gar.
„Nicht nur mir. Sondern auch ihm. Gib ihm deinen Körper, gib ihm deine Lust.“
Nicken. Natürlich. Wenn er es sagt. Jetzt höre ich es. Weitere Atemzüge. Ein anderes Rascheln als das vom Stoff meines Herrn. Ein weiterer Geruch. Hände auf meinem Hintern. Raue Hände, andere Griffe, andere Berührungen.
„Ist das ihr Höschen?“
„Sicher. Willst du es mitnehmen? Als Trophäe? Es riecht nach ihr, nach ihrer Lust.“
„Gerne. Hinterher.“
„Klar. Sie gehört dir. Für einen Fick. Zieh das Kondom drüber.“
Jetzt krallen sich meine Hände doch in die Fugen. Meine Trägheit jedoch bleibt, sie wird höchstens vertieft. Eine Art von Hingabe, die ich so nicht kenne. Ohne diesen traumhaften Zustand hätte ich womöglich protestiert, aber so nehme ich hin. Den Schwanz, der in mich eindringt. Die Hände, die meine Beine spreizen, die Hüfte von der Wand wegziehen, damit er besseren Zugang erhält. Meine Finger müssen sich lösen, wandern nach unten, finden neuen Halt in einer weiteren Fuge. Meine Stirn presst sich an einen Stein, doch ich muss mich davon lösen, als er fest zustößt. Irgendein Selbsterhaltungstrieb sagt mir, dass ich meine Stirn von dem Stein fernhalten sollte, wenn ich nicht mit aufgeschürfter Haut herumlaufen will.
Mein Körper justiert sich, bringt sich in eine Lage, die ihn tiefer eindringen lässt, ohne dass ich mit jedem Stoß an die Wand gepresst werde und so, dass sein Schwanz im bestmöglichen Winkel hineingleitet. Feuchtigkeit ist genug da, und sie kommt nicht von dem Kondom.
Grobe Finger grabschen nach meinen Brüsten. „Ah!“ Er hält einen Moment inne, tief in mir drin. „Sie trägt auch keinen BH. Gut vorbereitet, mh?“
„Klar. Sie steht mir immer und überall zur Verfügung.“
„Deine kleine Schlampe! Oder ist sie eine Hure?“
„Keine Hure. Mein Eigentum. Meins ganz allein. Und jetzt mach, dass du fertig wirst. Vergiss nicht, du tust das für sie, nicht für dich.“
Ein gehässiges Lachen. „Na ja.“ Er zieht zurück und rammt sich noch tiefer rein. „Eher für mich. Und für dich. Du schaust gerne zu?“
„Ja. Für mich also auch.“
Am liebsten würde ich schreien „Hör auf zu quatschen!“ Aber ich tue es nicht. Es liegt an ihm, das zu übernehmen, wenn er es will. Ich werde noch weicher und nachgiebiger bei dem Gedanken. Wenn er es will. Wenn er es will. Wie ein Mantra sage ich es auf. Mit jedem Stoß ein Wort. Wenn. Er. Es. Will. Wenn. Er. Es. Will. Wenn.
Da kommt der Fremde, zuckt und bockt in mir, quetscht meine Brüste, stößt mich ein letztes Mal so fest, dass ich doch mit der Stirn die Wand berühre und gleitet dann aus meiner Muschi.
Ich höre mein lautes Keuchen. Spüre, wie ein Tropfen Blut über meine Stirn läuft. Auch Tränen auf den Wangen. Ob von dem Fick oder von den Schlägen weiß ich nicht. Ist auch egal. Was ich weiß ist, dass es weitergehen soll. Dass ich weiter gefickt werden will. Fest und hart und lange. In diesem Zustand, in dieser Art Trance komme ich nicht so leicht. Manchmal wundere ich mich, wieso mein Verstand noch funktioniert, aber er tut es. Ganz tief unten in dieser Apathie arbeitet er noch, analysiert noch, während der Rest meines Denkens ausgeschaltet ist.
Schritte entfernen sich. Andere kommen näher.
„Ich glaube, ich bin hier richtig.“
„Nickname?“
„Anonymus123.“
„Du bist richtig. Bedien dich.“
Dieser sagt nichts, fragt nichts. Ich höre das Reißen der Kondompackung, dann ist er in mir. Er gleitet besser hinein als der vorher, obwohl er dicker ist. Auch länger, weil er innen anstößt. Das hindert ihn nicht. Er stößt wie ein Presslufthammer, schnell, tief, hart. Als er mit einer Faust meine Haare greift und mir den Kopf nach hinten biegt, die andern Hand sich auf meine Klit legt und genauso fest zupackt, komme ich. Hart, so hart wie er.
Noch einer. „Kann ich sie in den Arsch ficken?“
„Nein, der gehört nur mir.“
Auch der redet nicht viel, aber bei ihm spüre ich die Hektik, die ihn antreibt. Furcht, dass die Gelegenheit ihm genommen wird. Nur schnell fertig werden, ehe dieser seltsame Typ es sich anders überlegt. Keiner von ihnen hat einen Gedanken an mich verschwendet. Sie benutzen mich nur. Vielleicht war es so vorher abgesprochen.
„Hände auf den Boden!“
Wir sind alleine, ich spüre es, wie ich es im Haus spüre, wenn ich alleine bin. Die anderen mussten gehen, er ist geblieben. Jetzt gehört mein Körper wieder ihm. Mein Arsch, um genau zu sein.
Ich stöhne tief auf, als er eindringt. Er zieht wieder raus, setzt neu an. Immer wieder. Er weiß, dass ich diesen Moment liebe, ihn mehr als alles andere genieße. Ich bin weich für ihn und nachgiebig, aber weil er so selten meinen Arsch benutzt, ist es jedes Mal wieder neu.
Die Finger meiner rechten Hand graben sich in Erde, wo ein Pflasterstein fehlt. Die Lackierung ist hinüber, dafür muss ich nicht nachsehen. Ich beiße mir auf die perfekt geschminkten Lippen, um nicht so laut zu schreien. Tränen rinnen, Tränen des Glücks. Er zerreißt auch noch die Bluse, die Knöpfe fliegen durch die Luft, sie werden unauffindbar sein in der Dunkelheit, die sich inzwischen über uns gesenkt hat.
Die Apathie ist weg. Ersetzt durch eine Woge der Lust. Er hat mich wieder einen riesigen Schritt machen lassen, hat mich weit über meine Grenzen hinausgeführt, aber auf eine Art und Weise, die mir extreme Lust beschert. Erst jetzt, wo die Männer weg sind, überkommt mich die Ungeheuerlichkeit dessen, was mir geschehen ist. Erst jetzt begreife ich den Grad an Hingabe, den er in mir erweckt hat. Erst jetzt lasse ich mich ganz gehen und gebe mich seinen Stößen hin, seinem animalischen Ficken, seinem brünstigen Grunzen. Er braucht meine Klit nicht zu berühren, auch sonst nichts, damit ich komme, wie ich noch nie gekommen bin.
Im Auto macht er die Innenbeleuchtung an, fasst mein Kinn und dreht mein Gesicht zu sich. Seine Finger pressen fest in mein Fleisch. Zu fest, sie werden Spuren hinterlassen.
Seine Augen verzaubern mich, spinnen mich in seinen Bann ein, tiefer und tiefer. Er lächelt. Engel und Teufel zugleich. Mein Herr und Verführer. „So gefällst du mir.“

 

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2 Gedanken zu “Perfekte Schönheit

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