Sommermorgen

Meine Finger kreisen, streichen, erst langsam, dann schneller, nicht mehr so akkurat, unkoordinierter. Jetzt keine perfekten Kreise mehr, sondern kantige Vielecke um das Zentrum meiner Lust. Ich mag nicht eindringen, nur reizen, locken, so wie ich nicht kommen mag, sondern nur erregen.
Oder doch? Letztlich wird es darauf hinauslaufen, jetzt, wo ich wach bin, zwar noch vom Halbschlaf umfangen aber noch nicht wieder mit klarem Kopf eingetaucht in den neuen Tag. Nein, ich halte die Augen geschlossen, um den Traum festzuhalten, der mich hierhergeführt hat, der mich angemacht hat, der meine Finger ihren Weg suchen ließ zu der üppig fließenden Feuchtigkeit im Dreieck meiner Lust, der mich die Schenkel spreizen ließ, erst nur ein Stück, dann weiter, dann ein Bein aufgestellt, das andere zur Seite fallend. Das dünne Laken, ausreichend für die warme Sommernacht, schob ich weg, ungeduldig, auf der Suche nach Luft und Bewegungsfreiheit. Das Zimmer ist kaum kühler als ich, kein Lufthauch streicht über meine schweißüberströmte Haut, kühlt mir die feucht an der Strin klebenden Strähnen.
Der Finger rubbelt, trotz aller Unachtsamkeit immer noch so genau, dass er nicht den einen Punkt berührt, der dem Spiel ein allzu schnelles Ende setzen würde. Lieber noch hinauszögern, lieber die Vorfreude steigern. Ich tauche immer weiter auf, nehme mehr als meinen Körper wahr, als die Lage meiner Gliedmaße, als das Zucken meines Fingers. Die andere Hand hat instinktiv einen Nippel in Beschlag genommen, knetet und zupft, zart noch, um auch diese Stimulation nur auf niedrigem Level zu halten. Lass dir Zeit, genieße.
Ich zwinge mich, tief durchzuatmen, nach dem Ausatmen kurz innezuhalten, um zur Ruhe zu kommen. Kein Interesse, es bereits so frühzeitig zu einem Ende kommen zu lassen. Noch sind meine Gedanken bei dem Traum, der mich aufgeweckt hat, Bilder wie weichgezeichnet, von sich windenden Körpern, Seile, Tücher, ein Knebel ist im Spiel. Hände überall, zwischen meinen Beinen, in mir, auf mir.
Die Ruhe sickert durch die Erinnerung an den Traum. Kein Atmen, keine Bewegung dringt von der anderen Seite des Bettes zu mir. Ich drehe den Kopf, das bisschen Helligkeit reicht aus, um seinen Umriss unter der Bettdecke zu erkennen. Seine Front ist mir zugewandt, und da, ja, seine Augen sind offen, dunkle Punkte in seinem Gesicht. Keine Farben, dafür reicht das Licht nicht, doch ich weiß, wie sie aussehen, weiß um ihr Strahlen und um das Brennen, mit dem sie so häufig auf mir liegen, gewiss auch jetzt, in dieser Situation.
Meine Finger erstarren und ich bilde mir ein, den Anflug eines Nickens zu erkennen. Jetzt bin ich entflammt, von seinem Blick allein, von dem Wissen, dass er mich beobachtet, dass er Zeuge meiner erwachten Lust ist, meiner selbstsüchtigen Sucht nach Erfüllung. Nur ein Schnicken würde genügen, ein fester Druck, ein harter Finger.
Er bewegt sich nicht.
Erst als meine Finger sich in den Nippel bohren, mein Mund sich zu einem leisen Keuchen öffnet, erkenne ich am Aufblitzen der weißen Zähne, dass er lächelt.
Ich lächle zurück, selig.
Ab jetzt übernimmt er. Alles, meine Handlungen und seine. Meinen Körper und seinen. Meine Lust und seine.

2 Gedanken zu “Sommermorgen

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