Von Katern und Katzen und sinnvollem Leben an sich

Catalina Cudd, Autorenkollegin mit Romanen voller Sex, Crime & Rock’n Roll, fragte mich, ob ich denn auch ein Haustier habe. Nein, eigentlich fragte sie, ob ich auch mit so einem Viech zusammenleben würde, das mir in die Tastatur sabbert oder mich am Schreiben hindert.
Viech? Nein, natürlich nicht. Mistvieh? Äh, nein?
Einen lieben Kater. Schwarz wie die Nacht, grüne Augen, ein herrischer Blick, abfällig nach unten zeigendes Maul … Nicht zu vergessen der steil nach oben stehende Schwanz, das alleroberste Zipfelchen wie eine gnädig winkende Königin bei jedem Schritt wippend.
Das mit dem Dosenöffner, den Bediensteten oder Dienern einer Katze ist natürlich überhaupt nicht … gelogen. Nein, überhaupt nicht. Wir sind Diener unseres Katers. Wir öffnen ihm die Türen zu (beinahe) jeder Tages- und Nachtzeit. Wir öffnen Dosen und füllen Trockenfutter nach. Wir waschen ihm die dreckigen Füße, wenn er mal wieder völlig durchnässt über unser Parkett spaziert. Wir entzecken ihn, entwurmen ihn, enthaaren ihn, bieten ihm im Sommer ein kühles Plätzchen an und im Winter ein warmes, kraulen nur auf beharrliche Nachfrage, knuddeln nur die genau vorgegebene, aber nie vorhergesagte Zeit, pflücken alle Krallen einzeln aus unseren Hemden, Hosen, Blusen, Shirts und vor allem der darunterliegenden Haut (nur um nach der sechsten wieder mit der ersten Kralle anzufangen), reichen nur die Häppchen, die Kater auch verträgt, vermeiden alles, was zu Kotzattacken führen könnte (ohne diese damit vermeiden zu können), schleppen ihn unter Protest (zehnminütiges Dauergeschrei, bei Wartezeit auch mal dreißigminütig) zum Tierarzt, verarzten selbst Bisswunden, entzündete Augen, Milbenbefall und ähnliche leckere Dinge.
Was der Dank dafür ist?
Äh. Hm. Na ja.
Ach so. Er ist da.
Unser Kater ist Teil unserer Familie.
Er lässt sich knuddeln. Wenn ich gerade einen Arm voller Wäsche habe und mit einem Bein auf der ersten Treppenstufe nach unten stehe.
Er lässt sich auf den Arm nehmen. Wenn ich gerade drei Töpfe auf dem Herd habe und der Timer verlangt, endlich den längst überfälligen Braten aus dem Ofen zu holen.
Er sucht meine Nähe. Vorzugsweise auf meinem Schreibtisch, entweder auf der Tastatur, über die ich gerade dummerweise meine Finger fliegen lasse oder vor dem Bildschirm, wo der steil nach oben stehende Schwanz mit der gnädig winkenden Spitze (siehe oben) zusammen mit dem nicht minder beeindruckenden Katzenbuckel mir die Bild versperrt.
Er liebt es, mit meinem Mann im Garten zu sein. Nicht irgendwo, sondern genau da, wo der Spaten im Bruchteil einer Sekunde einzudringen gedachte. Oder da, wo die Schere nach langem Gefummel endlich das untere Ende dieses einen speziellen wild gewachsenen Astes gefunden hat.
Ich räche mich.
Indem ich ihn und seinesgleichen in einen Roman einbaue. Bei Love Me – The Hard Way sind es genau vier Katzen geworden, die einfach so mitspielen. Sogar eine entscheidende Rolle bekommen, aber trotzdem immer ausgesperrt werden, wenn die Protas endlich Sex haben (aber erst nachdem eine von ihnen sich beinahe an dem verführerisch zuckenden Ding des gefesselten Luke vergreift, hihi!).
Und dann gibt es noch unsere Rache, die von Seiten unseres Katers alles rechtfertigt, was er mit uns macht.

Das ist er. Katze.

Wir rufen ihn Katze. Einfach so. Nur: Katze.
Dass das ein wirklich perfider Witz ist, erkennt er natürlich nicht. Weil er nämlich gar kein ganzer Er mehr ist. Sex ist für ihn nur ein sinnloses Wort. Kann er nicht. Hatte er noch nie. Wird er nie ausprobieren können.
Und das allein ist Grund genug, warum wir ihn streicheln, wenn er gestreichelt werden will, ihn knuddeln, wenn er geknuddelt werden will und ihm zumindest ein leckeres Fressen geben und ihm alle Türen öffnen, die er nicht alleine öffnen kann.
Denn das ist  wohl das Traurigste, was einem Lebewesen passieren kann: Leben ohne Sex.

 

Möglich, aber – meiner Meinung nach – völlig sinnlos!

Was meine Kolleginnen Catalina Cudd und Lisa Skydla zum Thema Autoren und Viecher zu sagen haben, lest ihr hier und hier.

Auch Katharina v. Haderer hat Katzen. Wie sie es schafft, noch zu schreiben, ist mir allerdings rätselhaft. Lest mehr darüber hier.

4 Gedanken zu “Von Katern und Katzen und sinnvollem Leben an sich

  1. Pingback: Viecher! – Autoren und das liebe Vieh | Lisa Skydla

  2. Pingback: Sabber in der Tastatur – Autoren und das liebe Vieh | Dunkle Zeiten

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