Wien und nackte Frauen

Ich bin zurück aus Wien, nach einigen Tagen Kultur, Architektur, guten Essens und abgelaufenen Hacken sitze ich wieder an meinem Schreibtisch in Deutschland.

Alessandro_Allori_-_Susanna_and_The_Elders_-_WGA00186

Beim Zurückblicken muss ich wieder lachen über meinen Besuch im Oberen Belvedere, wo man Kunstwerke aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit betrachten kann. Besonders imponiert haben mir einige der barocken Gemälde, die unter dem Vorwand der Darstellung biblischer Geschichten oder altgriechischer Sagen gerne nackte Frauen abbilden. Selbst Maria Magdalena, die Sünderin, ist trotz ihrer Bekehrung zum Christentum und der Abkehr von ihrem vorherigen Beruf so sündig dargestellt, dass es manchem Herrn zu jener Zeit in der Hose eng geworden sein mag.

Auch die Geschichte von Susanna im Bade (hier leider nicht eines der im Belvedere hängenden Bilder, sondern eine noch ältere Darstellung von Alessandro Allori) gehört zu diesen „anregenden“ Stücken, die von Privatpersonen in Auftrag gegeben wurden und auch in deren sehr privaten Gemächern verschwanden.

Es erinnert mich ein wenig an einen BDSMler, der sein „torture chamber“ mit Andreaskreuz, Spankingbank und Spreizstangen dort versteckt, wo die Gäste nicht direkt darüber stolpern.

Ob auch unsere Spielzeuge eines Tages in einem Museum ausgestellt werden?

Werden die Menschen der Zukunft staunend daran vorbeiflanieren und überlegen, was man damit wohl anfangen konnte? Vermutlich nicht. Und wenn es um Kunst geht: Unsere Bilder sind heute meist digital und selbst unsere gedanklichen Ergüsse schwirren nur im World Wide Web herum, weshalb die Hoffnung auf Dauerhaftigkeit vermutlich trügt.

Egal, ein Grund mehr, im Hier und Jetzt zu leben und es zu genießen. Wen schert die Nachwelt? Wen interessiert, mit welchen Blicken unsere Nachkommen pikiert die mit den äußersten Fingerspitzen gehaltenen Paddel und Flogger betrachten und sie schnellstmöglich im nächsten Mülleimer entsorgen?

Ein Hoch auf die Gegenwart, auf Bilder von nackten Frauen und Männern (!) und den Genuss, den sie uns verschaffen.

Darauf einen Marillenlikör, einen verlängerten Braunen oder einen Palatschinken mit Schlagobers …

Ach ja: Anregungen bekommt man auch heute noch: von Bildern, biblischen Geschichten oder einem Besuch im Kaffeehaus. Ich schreibe also weiter …


Alessandro Allori [Public domain], via Wikimedia Commons

11 Gedanken zu “Wien und nackte Frauen

    • Natürlich sollte das nur ein Grund dafür sein, nach Wien zu wollen. Es gibt ja noch tausend andere leckeren Sachen dort. Nette Unterwäsche habe ich gefunden …
      Und einen Haufen Schmierzettel mit Ideen mitgebracht (neben Marillenmarmelade)

  1. SCHLAGobers auf dem Palatschinken ist für die Masochistin sozusagen das Sahnehäubchen … Danke für die ersten Eindrücke und Assoziationen von der Wienreise. Ich warte gespannt auf das, was sich aus den Notizen auf den Zetteln entwickeln wird.

    • Liebe Wölfin,
      wie wäre es mit einer Weihnachtsgeschichte?
      Oder eine Geschichte von einem Adligen, der ein solches Bild benutzt, um damit eine Frau zu verführen. Welch´ bessere Gelegenheit, um ihr Komplimente zu machen und Anzüglichkeiten in das diamantengeschmückte Öhrchen zu flüstern? Schlagobers darf dann auch noch eine Rolle spielen …

  2. Ich habe da sofort Tizians Himmlissche und irdische Liebe vor Augen.
    Ich habe mir gerade das Bild als Orginal nachgemalte Fälschung bestellt 🙂

    • Ob die rechte Frau allerdings die „himmlische“ Liebe verkörpert oder nicht eher die erotische Liebe? Venus stand doch schon immer für die Erotik, nicht wahr?
      Übrigens gibt es in Wien ein Fälschermuseum, in dem man Kopien von Fälschungen kaufen kann …

  3. Ich habe schon soviel darüber nachgedacht. Ich habe in meinem Wohnraum eine Orginal Kopie aus dem 18 Jahrundert. Nach dem Fall der eisernen Mauer in Berlin auf einem Polen Flohmarkt gekauft. Das Bild ist auch ohne erklärung einfach schön.
    kannst Di mir den Namen des Fälschermuseums nennen Margaux ?
    Einen guten Morgen wünscht Christian

  4. Nachdem Du eine brillante schreiberin bist, Margaux, muss ich mich hier als muttersprachliche österreicherin ein wenig einmischen und mich als lektorin „aufspielen“. DIE PALATSCHINKE ist weiblich, hat nichts mit dem schinken tierischen ursprungs zu tun, sondern kommt vom wortstamm her von der lateinischen bezeichnung „placenta“ für „kuchen“.
    Letztendlich könnte man so dann doch wieder den gedanklichen kreis zu allzu fleischlichem schließen. 😉
    Aber zurück zu Deinen kunstgeschichtlichen überlegungen. Ein wunderbares beispiel für das geheime genießen von begierden ist auch die geschichte des gemäldes „der ursprung der welt“ von Gustave Courbet. Habe eine kopie davon zum ersten mal im Beate Uhse museum in berlin gesehen. Wunderbar!

    • Liebe Niki,
      vielen lieben Dank für die Korrektur, natürlich nehme ich jedwede Verbesserung von einer Muttersprachlerin gerne an beuge mich Deinem somit unwiderlegbaren Fachwissen.

      Was das Bild betrifft – vielen Dank auch hier für den Hinweis auf Courbet. Was für ein Bild! Was für eine Aussage! Natürlich wurde damals „Pornographie!“ gerufen, doch ich sehe es als Ausdruck alles Weiblichen. Wahrscheinlich störten sich vorwiegend die Männer an der Sichtweise, denn es enthebt sie ihres „Wir sind die Erschaffer der Welt“-Status.

      Definitiv ein Grund, nach Paris zu reisen. Alternativ nach Berlin, nachdem ja Kopien beinahe genauso gut sind wie das Original.

      Gleich heute Mittag gab es gänzlich unfleischliche Palatschinke (/n da Mehrzahl, oder??), die mir äußerst gut mundeten und nunmehr den Einzug in unsere deutsche Küche gefunden haben. Genuss gibt es auf so vielfältige Weise, sogar eine Placenta kann so genossen werden ohne schlechtes Gewissen oder gar abstoßenden Beigeschmack.

      Noch ein Dank für das Lob – fühle Dich umarmt und abgeknutscht – das geht natürlich genauso gut runter wie eine Palatschinke mit Marillenmarmelade!!!

      Margaux

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