
Drive me mad, Cherry
Cheryl
Man sagt, wenn man einen Menschen in einer Gefahrensituation kennenlernt, ist die Beziehung intensiver.
Stimmt. Und da ich mit diesem Mann von einer Gefahr in die andere gelange, wird es mega intensiv. So sehr, dass ich Gefahr laufe, mein Herz zu verlieren. Und einen Milliardär zu gewinnen …
Grayson
Ich nenne sie Kirsche, weil ich wie bei einer Kirsche zubeißen und ihren Saft genießen will. Dass sie mir so unter die Haut geht, macht mich wahnsinnig. Oder liegt es an ihren Fahrkünsten? Auf jeden Fall treibt es mich in den Wahnsinn, dass ich sie nicht sofort haben kann. Aber ich weiß, wie ich an mein Ziel komme, während sie mich durch San Francisco fährt …
Jeder Band in sich abgeschlossen – alle Bände einzeln lesbar!
Cheryl ist mir so ans Herz gewachsen … Ich bin sehr gespannt, was ihr zu meiner Prota sagt. Sie fährt Grayson durch San Francisco – nicht immer auf die zahme Art.
Wie wäre es mit einem Ausschnitt?
„Magst du Schokolade, Cheryl?“
Mist, erwischt! Ich drehe mich um. Liegt es an der schnellen Bewegung oder warum fühle ich mich augenblicklich schwindlig? Nein, eher daran, dass ich ein Deja-Vu habe. Ich kenne diesen Mann. Und kenne ihn doch nicht.
Er trägt keinen Cowboyhut. Er sieht auch nicht grobschlächtig aus und nicht wie ein Cowboy. Oder na ja, ein bisschen schon. Ein Dreitagebart, kurze Koteletten, ein schön geschwungener Mund, der halb lächelt. Dunkle Haare, die in alle Richtungen abstehen und wirken, als sei er gerade erst aufgestanden. Aber am meisten faszinieren mich die Augen. Blau oder grün, jedenfalls wie das Meer, wenn die Sonne drauf scheint. Nicht rot. Nicht brennend. Das war gestern.
Ja, das ist der Mann von gestern Nacht. Der, der die Kerle verprügelt und mich gerettet hat. Uns beide.
Dieser Blick! Auch ohne das Feuer des Kampfes ist er intensiv und es fühlt sich an, als würde ein Strom zwischen uns fließen. „Sie!“ Mehr fällt mir nicht ein. Ich habe meine Ausbildung vergessen. Nicht nur die, auch die Forderung meiner Chefin, immer förmlich zu sein, mein gutes Benehmen und überhaupt jede Form von Höflichkeit. Weil ich ihm gegenüber nicht höflich sein will, sondern ihn am liebsten anspringen würde. Oder vor ihm davonlaufen. Oder beides.
Noch mehr Verwirrung. Noch mehr Schwindel.
„Geht es dir gut, Cheryl?“ Er spricht den Namen anders aus, als ich es gewohnt bin. Er macht aus dem weichen ‚sch‘ am Anfang ein ‚tsch‘.
„Cheryl, Sir.“ Ich habe mich wieder gefangen. Oder sagen wir: Ich muss mich wieder in den Griff bekommen. Mit so etwas Banalem gelingt das bestimmt. „Sie sind Mr. Pearce.“
„Grayson, Cheryl.“
Jetzt habe ich es mitbekommen. Aus irgendeinem Grund will er meinen Namen nicht so sagen, wie es richtig ist. Ist er schwerhörig? Aber ich kann ihn nicht verbessern und schon gar nicht mit seinem Vornamen ansprechen. „Darf ich Sie zum Wagen führen?“
„Magst du Schokolade, Cheryl?“
Oh Mist, die Frage hat er mich schon einmal gestellt und ich habe sie ignoriert. „Ja, Sir. Aber nicht im Dienst.“
Seine Augen leuchten noch mehr als zuvor. Wie geht das? Als wären sie von innen beleuchtet, dabei stehen wir noch im Schatten des Vordachs.
„Was hat Schokolade mit Dienst zu tun? Genießen kann man immer. Und warum sich Genuss verbieten? Komm, wir haben genügend Zeit.“ Er geht in den Shop und ich trotte hinterher. Was soll ich sonst auch machen? Der Wunsch des Kunden … blabla. Ich sollte endlich wieder professionell reagieren, aber das fällt mir schwer, wenn ich von den Düften von Schokolade umgeben bin.
„Welche Sorte magst du gerne? Bist du Typ Vollmilch?“ Er mustert mich abschätzend.
Ich nicke. „Nicht ganz, Sir. Gerne etwas mehr Kakao-Gehalt.“ Er mag bestimmt dunkle, die mit mehr als 80 Prozent. Dazu einen Whiskey oder nein, eher einen Gin. Inzwischen weiß ich, dass er modern und leger gekleidet ist, überhaupt nicht, wie ich es erwartet hatte. Über einer Jeans mit modischen Rissen am Oberschenkel und Sneakern trägt er ein Langarm-Shirt in Altrosa. Mutig! Trug er nicht in der Nacht einen Anzug? Doch, ich bin mir ziemlich sicher.
„Etwas mehr Dunkelheit also.“
Sein Grinsen ist umwerfend, blendend, bezaubernd. Oh, darf man das von einem Mann überhaupt sagen? Aber es ist so. Nur mit Mühe schaffe ich es, meinen Blick davon zu lösen. Ohne nachzudenken, greife ich in das Regal und hole mir die Sorte, die ich am liebsten mag. Getrocknete Kirschen mit Schokoladenüberzug. Die sind super praktisch, weil sie einzeln sind und ich sie so auch im Wagen essen kann, ohne zu krümeln.
Natürlich bezahlt er sie, dabei wirkt er fast triumphierend, als habe er eine Wette mit sich selbst gewonnen. Für sich holt er nichts. Ich bin nicht sicher, ob das nach den Statuten der Firma erlaubt ist. Garantiert nicht erlaubt ist, dass er die Tüte öffnet, sobald wir draußen sind und mir eine der Schokokirschen vor die Nase hält.
Ich will danach greifen, doch er schüttelt den Kopf mit einem leisen „ts, ts“.
Hitze breitet sich in mir aus, fängt irgendwo am Hals an, steigt nach oben und unten zugleich. Ich weiß, dass ich gerade tomatenrot anlaufe, aber ich spüre auch, was die Hitze in meiner Muschi anstellt. In meinem Kopf läuft ein Film ab, der dem von gestern Abend in nichts nachsteht. Wie ich brav den Mund öffne, um ihn aufzunehmen. Nicht seine Finger. Oh nein.
Dass ich brav die Kirsche aus seiner Hand gegessen habe, merke ich erst, als er zufrieden nickt und die Tüte wieder schließt.
Shit! Was habe ich da gerade getan? Jetzt brennen meine Wangen richtig. Ich verschlucke mich beinah an der Frucht, deren Säure in scharfem Gegensatz zu der süßen Schokolade steht.
„Komm, wir müssen los.“
Sagt er.
Ich folge nur wie ein Hündchen.
Fühle mich wie ein Hündchen, das aus der Hand des Herrn gefressen hat.
Der Hand eines Fremden.
Eines Fremden, der gesehen hat, wie ich von Männern angegangen und angegriffen wurde und der mir geholfen hat.
Oh verdammt!
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