Du bist eine Sub, die einen Dom sucht? Nicht einfach, oder? Zumindest nicht so einfach wie in Romanen …
Wenn ich mir die üblichen Datingseiten anschauen, sind darin alle hübsch und vor allem: Jung.
Aber es gibt auch ein Leben jenseits der Dreißig, Vierzig, Fünfzig, sogar noch jenseits der Sechzig und aufwärts.
Nun geht es bei BDSM um mehr als Sex haben. Was die Suche nach einem neuen Partner und Dom nicht einfacher macht …
Bei einem Gespräch mit einer Freundin jenseits der Fünfzig kamen wir auf genau dieses Thema. Sie ist verwitwet, hatte mit ihrem dominanten Ehemann über Jahrzehnte eine BDSM-Beziehung geführt. Und so etwa zwei Jahre nach seinem Tod erwachte nicht nur ihre Libido aus dem Dornröschenschlaf, sondern auch ihre Sehnsucht nach der Hand eines Herrn. Eine Sub, die einen Dom sucht.
Ich habe ihr damals zu einem Profil beim Joyclub geraten
Warum der? Weil ich weiß, dass man dort nicht nur ein Profil für seine Wünsche und über die eigene Person anlegen kann, sondern auch seine sexuellen Vorlieben genau beschreiben kann – wenn man das mag.
Weil ich andere Plattformen gesehen habe, die entweder das Thema BDSM außen vor lassen und nur für Sextreffen geeignet sind. Oder auf denen sich vorwiegend submissive Männer tummeln auf der Suche nach dominanten Frauen. Keine Ahnung, warum sich das so ergeben hat, ist aber so.
Der Joyclub ist hingegen weitaus mehr als eine Datingplattform. Es gibt Unmengen an Foren, Weiterbildungen oder Gruppen für alles, auch für Themen, die nichts mit Sex oder BDSM zu tun haben.
Ich will euch berichten, wie es meiner Freundin ergangen ist
Sie hat also ein Profil erstellt. Hat darin ihre Wünsche formuliert – also, welche Art Sub sie ist und und welche Art Dom sie sucht.
Seit etwa einem Jahr ist sie dort, hat seitdem etwa 7000 Profilansichten gehabt. Viele geben einfach nur Komplimente für ihre Fotos, aber sie hat auch eine Menge persönliche Anschriften erhalten.
Etwa 80 % davon, sagt sie, kann man vergessen. Soll heißen: Männer, die ihr Profil nicht richtig gelesen haben. Also Sender von DicPics, submissive Männer, Paare, die eine Dritte im Bunde suchen – was sie definitiv nicht wollte. Oder ein Dom, der eine vierte Sub suchte. Nein, auch das wollte sie nicht.
Manche hat sie einfach unbeachtet gelassen, den halbwegs netten Menschen zurückgeschrieben und abgesagt, mit den einigermaßen netten und interessanten Männern hin und her geschrieben oder sie auch mal getroffen.
Manche wollen sofort eine Telefonnummer und sich zum Sex treffen, andere meinen, sie solle sich gefälligst sofort und auf der Stelle als ihre Sub ansehen und ihnen gehorchen – damit klar zu identifizieren als sogenannte Dumm-Doms (so heißen sie auf einer anderen Seite).
Neben diesen blöden Anschreiben kamen aber auch andere. Und siehe da: Inzwischen trifft sie sich regelmäßig mit einem dominanten Mann, der ihr gibt, was sie braucht – und der selbst gefunden hat, was er gesucht hat.
Hatte sie einfach Glück?
Definitiv. Aber es nur damit abzutun, finde ich zu einfach. Wenn eine Sub sich auf die Suche nach einem Dom begibt, muss sie bereit sein, auszuwählen, zu probieren (du kaufst ja auch nicht das erste Kleidungsstück, das du im Laden siehst, oder?) und zu sehen, ob es passt. Macht man das mit der Einstellung „ich finde ja eh nichts“ oder „mich ja will keiner“, sind die Aussichten weitaus schlechter als mit einem frischen „mal sehen, was passiert“. Und nicht gleich verunsichern lassen, nur weil die ersten Erfahrungen nicht die besten sind.
Was musst du beachten?
Vor allem eines: Wie es hineinschallt, so schallt es heraus. Postest du selbst ein Nacktfoto von dir, sendest du eine eindeutige Nachricht, schreibst du, du willst nur ficken, kommen entsprechende Angebote rein.
Gibst du deine Telefonnummer oder deine Adresse beim ersten Kontakt heraus, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn dich jemand am Telefon ständig anschreibt oder vor deiner Tür steht.
Benutze immer deinen gesunden Menschenverstand. Diese Infos würdest du auch nicht jedem geben, der dich auf der Straße anspricht.
Und du würdest dich auch nicht nackt auf die Straße stellen, oder?
Ihr kommt ins Gespräch

Dass ihr über mehr als das Wetter schreiben oder sprechen müsst, wenn es um eure Wünsche geht, ist hoffentlich klar. Spätestens hier musst du also mehr sagen als „du kannst alles mit mir machen“ – das wäre so ziemlich das Schlechteste, was du tun kannst. Also: Überleg dir, was du willst, frag ihn, was er will, wenn er es nicht von selbst anspricht. Eure Kinks/Wünsche sollten zumindest ähnlich sein, sie müssen aber nicht bis ins Kleinste übereinstimmen. Ich finde die Auswahl „Ja/Nein/Möchte ich ausprobieren“ ganz gut, gerne auch mit weiteren Abstufungen. Und das gilt definitiv für beide Seiten.
Oh je, er will sich mit mir treffen!
Zuallererst solltest du mit ihm schreiben, dann vielleicht irgendwann über Whatsapp oder Messenger, auch mal per Video, reden. Es macht einen großen Unterschied, wenn man sich sieht.
Dann erst, wenn ihr beide immer noch Interesse habt, könnt ihr ein Treffen vereinbaren. Auf neutralem Grund. Zum Kaffee oder auf ein Bier oder was auch immer. Aber in der Öffentlichkeit, nicht alleine.
Und erst, wenn das alles immer noch positiv klingt und vielleicht auch noch ein paar Schmetterlinge tanzen (oder auch nicht, je nachdem, was du suchst), dann kannst du ein ‚richtiges‘ Treffen vereinbaren. Ob es dabei schon zu einer Session kommt, ob ihr schon Sex vereinbart, kannst du selbst entscheiden.
Aber sobald du dich in seine Hände begeben möchtest, suche dir eine Freundin/einen Freund zum Covern. Also jemanden, den du in gewissen Abständen anrufen musst oder die/der dich anruft, um zu fragen, ob alles in Ordnung ist. Wenn du sehr ängstlich bist, auch mit Codewörtern (Ich habe kalte Füße = hol mich hier raus/Mir ist schlecht = ruf die Polizei – so was). Es gibt dir Sicherheit und die ist ja bei BDSM ein riesengroßes Thema.
Und wenn es doch nicht mit einem Dom klappt?
Dann bietet dir der Joyclub noch eine Menge mehr. Dort gibt es nämlich Gruppen für so ziemlich alles. Bücher, Kunst, Kultur, Wandern, Kino. Natürlich auch für Fetische und Nacktbilder und was weiß ich noch alles.
Meine Freundin erzählte mir, sie sei Mitglied in einer Gruppe, die sich für verschiedene Veranstaltungen in der Gegend trifft. Jemand läd ein, man meldet sich an. Das ist übrigens eine gute Gelegenheit, Menschen kennenzulernen. Und damit wiederum eine Chance, dass auch mehr daraus wird. Denn wenn du auf einem solchen Treffen jemandem begegnest, der dir gefällt, hast du schon zwei Gemeinsamkeiten: Das Interesse an dem, was diese Gruppe bietet – und die Mitgliedschaft im Joyclub. Die wiederum jedem die Chance bietet, das Profil des anderen zu checken. So können sich auch auf diesem Weg zwei finden, ohne dass man sich vorher anschreibt.
Ist also der Joyclub „die“ Lösung?
Nein. Aber er kann es sein.
Kommt ja auch darauf an, was du suchst. Wenn du nur eine Nacht heißen Sex suchst, findest du vermutlich schnell jemanden, aber das bekommst du auch auf den üblichen Dating-Apps à la Tinder.
Sucht eine Sub einen Dom (oder als Dom eine Sub), stehen die Chancen vermutlich schlechter, aber immer noch besser als auf den meisten anderen Plattformen.
Es gibt noch die Sklavenzentrale, allerdings fühle ich mich auf dieser Seite nicht wohl, vielleicht weil sie zumindest den Eindruck macht, nur Hardcore-SMler anzuziehen.
Leider kann ich dir keine bessere Plattform empfehlen. Ich würde mich aber freuen, wenn jemand mit anderen Erfahrungen mir darüber berichtet. Entweder als Kommentar oder gerne auch ausführlicher per Mail an mich.
Aber es funktioniert!
Darum geht es mir eigentlich. Auch noch mit über Sechzig! Du bist nicht die einzige ‚ältere‘ Frau, bist nicht der einzige ‚ältere‘ Mann auf dieser Seite.
Du kannst jemanden finden, mit dem du diese Seite ausleben kannst. Egal, ob du schon Erfahrung darin hast, oder ob du ganz neu bist. Es funktioniert. Dabei liegt es an dir, an deiner Offenheit und auch an deinem Mut.
Den zumindest kann ich unterstützen:
Tu es! Trau dich!
Und wenn du wissen willst, wie das Profil meiner Freundin aussieht, findest du sie auf der Seite des Joyclubs unter Doro_44803.
Liebe Margaux,
diese Freundin, von der Du berichtest, ist auch meine Freundin.
Ich freue mich so sehr für sie, dass sie den richtigen Menschen gefunden hat und glücklich ist – und das hat sie auch Dir zu verdanken.
Ich kenne noch die GentleDom-Seite, dort kann man auch Profile einstellen, aber wie überall braucht man auch dort eine Portion Glück, um den richtigen Deckel für den Topf zu finden.
Liebe Grüße
Annabel Rose
Hast du die Seite denn selbst getestet? Darum geht es mir nämlich.
Ich habe im JC so eine Frau kennengelernt und erst durch sie meine dominaten Vorlieben entdeckt.
Ich habe vorher nicht geglaubt, dass es mich erregen könnte einer Frau kontrolliert Schmerzen beizubringen.
Das finde ich jetzt auch sehr spannend, dass es so rum funktionieren kann. Danke, dass du das mit uns teilst!
Liebe Margaux,
beim Lesen der ersten Zeilen hoffte ich auf ein neues Buch von Dir. Nicht nur das Leben jenseits eines gewissen Alters beschreibend, sondern obendrein sich abhebend von der Vielzahl der Bücher, in denen die Protagonisten Villen von den Bergen bis an die See besitzen, der tägliche Broterwerb sie kaum schert, Geld ohnehin in Hülle und Fülle vorhanden ist. Das stößt mir nämlich bei vielen Veröffentlichungen immer wieder auf. Jedoch, wer hat diese Sorglosigkeit? Wohl ein verschwinden kleiner Anteil der Menschen. Der Rest schlägt sich mit den Problemen des täglichen Lebens herum, ständig steigende Kosten, eine zu kleine Wohnung, Ärger im Beruf und was es sonst noch an häßlichen, störenden Begleiterscheinungen gibt. Jeder kennt diese sicherlich.
Aber das war nicht Thema des Beitrages von Dir.
Zum Club kann ich leider nichts sagen, ich war da noch nie, noch kenne ich jemanden, der dort dabei ist.
Insofern ist mein Beitrag eher mit dem schulischen „Thema verfehlt“ zu bewerten, war mir letztendlich trotzdem irgendwie wichtig. 😉
Lieber Jäger,
mir scheint, mein nächstes Buch ist genau richtig für dich – zumindest, was die Auswahl der Protagonisten betrifft. Die Frau arbeitet als Dekorateurin in einer einfachen Kaufhauskette, schlägt sich gerade so durch. Er ist IT-Spezialist, aber kein Millionär. Sorgen haben beide eine Menge, vor allem emotionaler Art.
Thema verfehlt? Trotzdem kein „Setzen, Sechs!“ von mir. Weil das eine wichtige Info eines Lesers ist, die mir für zukünftige Projekte weiterhilft.
Wobei ich Einspruch erheben muss: Ist Lesen nicht auch eine Flucht aus dem Alltag? Wollen wir wirklich von Menschen lesen, die die gleichen Probleme haben wie wir?
Liebe Grüße
Margaux