Spuren auf meiner Haut

Ich stehe im Bad vor dem Spiegel und recke und strecke mich, schaue über die Schulter und verdrehe die Hüfte, damit ich die Spuren auf meiner Haut sehen kann. Da sind sie. Auf meinem Arsch. Ein paar mittig, einige eher seitlich, Fläche bietet er genug und mein Mann hat sie ausgenutzt.

Sie sind wunderschön. Mehrere Stellen sind verfärbt, eine eher großflächig, etwa die Größe einer Hand, andere etwas kleiner, eher punktuell. An einer Stelle kann ich haargenau den Abdruck des Paddels erkennen, so scharf ist er mit roten Striemen nachgezeichnet, das Muster des Paddels erkennbar.

Ich bin sofort wieder mittendrin. Mein Herz rast, mein Atem geht zu schnell, mein Mund ist trocken. Und dazu diese Schwere in den Gliedern, eine Art Mattigkeit. Druck auf meinem Bauch, wo ich über dem Bock liege. Die Zehen eingekrallt, die Hände auf der Suche nach etwas zum Festhalten.

Ich liebe diese Spuren.

Genieße sie, mal heimlich, mal offen. Ist mein Mann in der Nähe, weise ich ihn darauf hin, freue mich, wenn er sie mit den Fingern nachzeichnet, wenn er fragt, wie es war, als ich sie erhielt. Dann ist seine Freude daran der Verstärker meiner Freude.

Aber auch zwischendurch, wenn er nicht da ist, gehe ich vor den großen Spiegel im Schlafzimmer und lasse die Hose herunter. Nicht nur wörtlich, sondern auch ein bisschen seelisch.

Staune darüber, dass ich mich an so etwas freue, auch wenn ich es nicht mehr, wie früher, mit der Panik verbinde, dass das so nicht sein dürfte. Nein, ich bin lange darüber hinweg, weiß, warum ich es will, warum ich es brauche, es genieße.

Es geht eher um die Frage, was ich beim Erzeugen dieser Male gefühlt habe, ob es so tief ging wie die Male selbst, ob es eher oberflächlich blieb, ob ich es gerade in diesem Moment wiederholen würde.

Was nicht immer der Fall ist. Aber das ist ja auch nicht nötig, weil ich die Spuren betrachten kann.

Spuren auf meiner Haut. In meinem Fleisch.

Spuren auf meiner Seele. Gute Erinnerungen, die (hoffentlich) nur ganz langsam verblassen.

Glücksmomente. Flüchtig, leider.

Und dann: Hosen hoch, weiterarbeiten, mit einem Lächeln, das tief in mich hineinreicht und direkt verbunden ist mit diesen Malen auf meinem Arsch.

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2 Responses to Spuren auf meiner Haut

  1. Avatar von martin martin sagt:

    Ich lese das hier schon zum zweiten mal.
    Weil mir deine Art zu Schreiben so gut gefällt.
    Aber das weißt du ja, von so vielen Lesern/innen deiner Bücher und deinem
    lila Blog.
    Ich habe mich gefragt, was ist das eigentlich, was mir daran so gefällt.

    Klar, deine Geschichten sind spannend. Erregend. Machen neugierig wie es weiter geht, gehen könnte. Ja, auch Kopfkino.

    Wenn man deine Themenliste anschaut, könnte man meinen zwei Herzen schlagen in Dir, eine rationale engagierte Autorin, die sich für die Sache einsetzt.
    Menschen erklärt warum wieso weshalb man solche Dinge treibt, die nicht für alle so ganz „normal“ sind.
    Und denen Mut machst, die sich nicht trauen, oder mit einem Gedanken spielen, der sie fesselt (gedanklich oder in Wirklichkeit).

    Und die Autorin die so tolle spannende, gefühlvolle und geile Bondage Geschichten findet.
    Deren Sprache mir so ans Herz geht und sehr weiblich schreibt.
    Ich mir vorstellen darf, wie sie an ihrem Schreibtisch sitzt, die Spuren der Nacht auf dem Körper spürt und beschreibt was in ihr vorgeht.

    Zumindest könnte man das meinen, wenn man das hier liest.

    LG
    martin

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    • Avatar von Margaux Navara Margaux Navara sagt:

      Danke Martin, von ganzem Herzen.
      Du erwischst mich in einem Umbruch – nicht in Bezug auf BDSM, sondern auf mein Schreiben und wirbelst all die Gedanken auf, die mich gerade umtreiben. Denn da ist dieser Zwiespalt. Schreibe ich wie bisher, indem ich ermutige, auch mal erkläre, indem ich reflektiere und all meine Erfahrungen einfließen lasse, oder wechsle ich zu dem, was ich schreiben müsste, um weiterhin Autorin sein zu können, um genug zu verdienen? Klingt kalt, wenn man es so sagt, aber ich bin eben auch zum Teil rational.
      Deine Worte machen es eher schwerer, dieser zweiten Seite nachzugeben, geben mir das Gefühl, meine bisherige Identität zu verleugnen. Aber was, wenn ich nur noch eine kleine Gruppe Leser anspreche? Weil ich nicht Mainstream schreibe, weil ich auf den Regeln des BDSM beharre, auf Konsens, auf Vertrauen, auf der richtigen Bezeichnung?
      Ich werde in mich gehen. Muss eine Entscheidung treffen, die so ziemlich schwerste seit ich angefangen habe zu schreiben.
      Liebe Grüße
      Margaux

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